Bio billiger?

■ Die Service-Coop „Oecotop“ eröffnet in der Neustadt

Ein Laden, der sich in einer kleinen Nebenstraße versteckt und Laufkundschaft nicht reinläßt, scheint nicht nach ökonomischen Gesichtspunkten geführt zu sein. Doch Oecotop in der Lehnstedter Straße 21-22 ist kein Leichtsinn, sondern wissenschaftlich begründet: Die Inhaber Thilo Bunte (27) und Dieter Vogt (30) sind Oecotrophologen und haben ihre Diplomarbeiten zum Thema „Vermarktungsstruktur von Bioprodukten“ geschrieben. Fazit: Biosupermarkt läuft nicht, aber Bio-Coop. In ihrem Studienort Kiel hatte die größte Coop 600 Mitglieder, in Berlin gibt es schon Mitgliedsausweise, da sollte doch der Markt in Bremen auch noch eine Nische bieten. Am Montag ist Eröffnung.

Die beiden Oecotrophologen haben herausgefunden, daß die gute alte Coop, in der jeder Genosse mal abwiegen, mal Bürokram machen und mal zum Großmarkt muß, beileibe nicht jedermann anspricht.

Der Mitgliedsbeitrag beträgt im Monat zum Beispiel für zwei Eltern je 27 Mark, pro Kind 7 Mark, für weitere Erwachsene im Haushalt 17 Mark. Dazu kommt ein einmaliges „Darlehen“ von 100 Mark je Elternteil (weitere Haushaltsmitglieder: 50 Mark). Der Vorteil für die Mitglieder: Die Bioartikel sind, weil die Handelsspanne wegfällt, deutlich billiger als im Bioladen. Das Geschäft rechnet sich aber für den Genossen nur, wenn er pro Person für 100 Mark im Monat einkauft. Und für den Laden braucht es etwa 100 Mitglieder zum Überleben.

Hinter der Geschäftsidee steckt der Gedanke, daß, wer ansehnliche Monatsbeiträge leistet, immer unter dem sanften Druck steht, im Laden Umsätze zu machen. Die Hoffnung: Leute, die aus finanziellen Gründen bisher höchstens mal Biobrot und Ökomilch kauften, steigen jetzt um. Daß sich die lokalen Bioläden über die Konkurrenz nicht freuen, ist Thilo Bunte klar: „Aber letztlich haben die keine Umsatzeinbuße“, behauptet er. Denn er setzt auch auf Leute, z.B. junge Familien, für die bisher Biofood nicht in Frage kam. BuS