Keiner hört auf Uwe

■ Über das 1:1 zwischen dem HSV und Duisburg mag nur einer richtig meckern

Hamburg (taz) – Auf Uwe Seeler hört auch keiner mehr. „Drei Punkte gegen Duisburg sind Pflicht“, hatte der Präsident des Hamburger SV unter der Woche verlangt, die Spieler aber mochten sich diese Forderung nicht recht zu eigen machen. Um so verärgerter war uns Uwe nach dem sonnabendlichen 1:1. Die oberste Rothose meckerte vor sich hin, wie Seeler es immer tut, wenn ihm etwas nicht paßt: „Ach, du Sch...“

So würde sich Felix Magath niemals ausdrücken. Der Hamburger Trainer liebt es gediegen. „Ich bin froh über den einen Punkt“, mochte sich der 43jährige nicht aufregen, „die Leistung war nicht besorgniserregend.“ Dabei lächelte Magath so süffisant, als wolle er demonstrieren: „Was wollt ihr eigentlich, habe ich es euch nicht schon vorher gesagt?“ Hatte er, immer wieder: „Es wird kein schönes Spiel.“

Das war es wirklich nicht, was für den Meister der Selffulfilling prophecy eine schöne Bestätigung war. Derzeit nämlich spielt Magath den „Entrückten vom Rothenbaum“, ein Einpersonenstück, das er selbst inszeniert. Ob es Anflüge von Größenwahn sind oder nur Ärger darüber, bei den Vertragsverhandlungen vom Präsidium hingehalten zu werden, Magath tut alles, um der Welt zu zeigen, wie wenig ihn derzeit anficht. Die enttäuschende Leistung gegen den MSV? „Normal, es ist nie leicht, gegen Mannschaften zu spielen, die sich hinten reinstellen.“ Die Einfallslosigkeit gegen die Zehner- Abwehrkette? „Das erwartet schwere Spiel.“ Eigenes taktisches Versagen? „Der MSV war fit und kampfstark.“ Und der HSV? „Wir haben Tribut an unser Europapokalspiel gezahlt.“ Ist Standfußball so anstrengend?

Nächsten Sonnabend begeht Magath sein einjähriges Trainer- Jubiläum beim HSV. Zum Feiern ist niemandem zumute. „Es wird die Zeit kommen, wo ich den Verein wechseln werde“, sagte er jüngst, „wenn der Erfolg ausbleibt, geht man getrennte Wege.“ Es scheint, als wäre Magath längst losmarschiert. Clemens Gerlach

MSV Duisburg: Gehrke - Westerbeek - Nijhuis, Wohlert - Wolters, Hopp (Puschmann), Emmerling, Zeyer (49. Bicanic), Hirsch - Salou, Osthoff (86. Albustin)

Zuschauer: 20.590, Rote Karte: Gehrke (86./Handspiel außerhalb des Strafraums)

Tore: 0:1 Wohlert (80), 1:1 Spörl (86.)

Hamburger SV: Hiemann - Henchoz - Fischer, Kovacevic - Schopp (46. Ivanauskas), Kmetsch, Schupp (77. Salihamidzic), Hollerbach, Spörl - Bäron, Breitenreiter