Im Dienste der „Operation Daisy“

■ Südafrikas Topagent Craig Williamson war Undercover-Agent in Anti-Apartheid-Kreisen. Er lieferte nicht nur Steve Biko ans Messer

Die Agentenkarriere des Craig Williamson (47) begann im Alter von 19 Jahren. Als vermeintlicher Abtrünniger des Apartheidregimes begann er in oppositionellen Studentenorganisationen zu arbeiten. So erfolgreich, daß er 1976 den Auftrag zur „Operation Daisy“ erhielt: die Unterwanderung der formal internationalen, tatsächlich von der schwedischen Sozialdemokratie gesteuerten Studentenorganisation IUEF mit Sitz in Genf. Über diese Organisation wurde unter dem Deckmantel eines Stipendienfonds für schwarze Studierende ein Großteil der Gelder nach Südafrika geleitet: zur Finanzierung des Anti-Apartheid- Kampfs.

Williamson avancierte rasch in die Führungsspitze und wurde mit führenden skandinavischen Sozialdemokraten persönlich bekannt. So war Pretoria nicht nur über die Anti-Apartheid-Organisationen informiert. Man benutzte Williamson auch dazu, den Schwarzenführer Stevo Biko loszuwerden. Das „zufällige“ Bekanntwerden eines geheimen Treffens zwischen Biko und Oliver Tambo, ANC-Führer im Exil, führte zu einer Anklage gegen Biko wegen Landesverrats, seiner Verhaftung und dem Tod im Gefängnis (1977). Auch die Geldbeschaffung zur Finanzierung südafrikanischer Terroraktionen gehen offenbar auf Williamsons Konto. Kurz nachdem er 1980 aufgeflogen war, rühmte er sich damit, Millionen an Hilfsgeldern, die für den Anti-Apartheid-Kampf bestimmt waren, an den südafrikanischen Sicherheitsdienst umgeleitet zu haben. Der baute damit die „Daisy Farm“ auf, wo Terroreinheiten für den Auslandseinsatz trainiert wurden. Selbst gab Williamson die Beteiligung an Terroreinsätzen der 80er Jahre zu – darunter die Bombenanschläge auf ANC-Büros in London und Paris.

Mit dem Palme-Mord will Williamson nichts zu tun haben. Vor zwei Jahren rechtfertigte er aber alle Terrortaten seines Geheimdiensts: „Wenn die ANC-Aktionen gerechtfertigt waren, waren es unsere auch.“ Reinhard Wolff