Stille Post Geflüstertes aus Kultur & Gesellschaft

Literatur- und MedienwissenschaftlerInnen sprachen am letzten Wochenende drei Tage lang auf dem Teerhof über die zerstörerischen Aspekte der Neuen Medien und beknieten das kulturelle Gedächtnis, lebendig zu bleiben. Aber das unter dem Titel „Die totale Erinnerung“? Der Name macht stutzig, die Erinnerung an Goebbels– totalen Krieg bleibt nicht aus. In seiner Not zitierte ein Referent leicht ironisch Bundestagspräsidentin Süßmuth, die bei Holocaust-Gedenktagen stets hervorhebt: ,Ohne Erinnerung geht es nicht.' Erinnerung geht erst recht nicht mehr ohne doppeltes Datennetz oder Ausflüge ins Internet. Auch werden wir nicht mehr nur noch das wissen dürfen, was wir brauchen, wir werden alles wissen müssen. Denken wir doch jetzt einfach mal ans Kino und dort an Schwarzenegger, der sich in „Total Recall“ eine 100prozentige Erinnerung implantieren ließ.

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Für nur zwei Mark öffnete sich am Sonntag der Blick ins weite Feld des Federviehs, süßlich-strenger Geruch gratis. Im Halbdunkel der großen Halle des Wassersportvereins „Hanse-Kogge“ in Habenhausen präsentierte der Geflügelzuchtverein Obervieland die 76. Rassegeflügelschau. Ganz außer Konkurrenz beim Schönheitswettbewerb liefen die puscheligen Seidenhühner, nicht nur beliebt wegen ihrer schönen Würfelform, sondern auch wegen ihrer Brutzuverlässigkeit und -lust! Ums Eierlegen ging es primär eigentlich nicht, vielmehr um den Ausdruck der Tiere. Hängt das Huhn schlapp in der Ecke oder spaziert es stolz durch seinen Käfig? Im besseren Züchter-Fall wachsen den Viechern Federn an den Füßen, andernfalls hilft man nach: Dann wird mit Nivea und Oli-venöl gecremt.

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Derzeit schlagen sie bundesweit zurück, die bösen Aliens aus „Independence Day“. Prima, daß sämtliche High-Tech-Waffen auf sie abgefeuert werden dürfen, ohne daß man Mitleid haben muß. Die Brutalos aus dem Weltraum sind nicht als Randgruppe anerkannt. Noch nicht: Denn anzusehen, wie der schmierige US-Präsident selbst noch mal in die Kampfpiloten-Uniform steigt, nachdem er eine Rede gehalten hat, die wohl „flammend“ sein soll, tatsächlich aber ein Ausbund an seichtem Internationalismus ist („Kampfpiloten aller Länder, vereinigt euch!“), das ist schon einen Asbach Uralt wert – und einen belustigten Szenenapplaus des Publikums. Regisseur Emmerich, das Cleverle aus Sindelfingen, stört's kaum. „Independence Day“ trifft den Nerv des US-Publikums ins Mark. taz