Ein guter Freund

■ "Man verliert politisches Partisanengehabe." Der Regisseur Stephen Frears über seinen neuen Film "Fish and Chips"

Stephen Frears' „Fish and Chips“ präsentiert pünktlich zur Buchmesse irische Alltagsfolklore aus der Nachbarschaft der „Commitments“: Zwei wie Pech und Schwefel möbeln sich einen Imbißwagen auf, entzweien sich einstweilen als Herr und Knecht, um sich schließlich wieder als arme, aber glückliche Kameraden in die Arme zu fallen. Frears präsentierte „Fish and Chips“ auf dem Hamburger Filmfest und wurde dort mit dem Douglas-Sirk-Preis bedacht.

taz: Früher verglich die britische Presse Sie gern mit den young angry intellectuals der 60er Jahre, jetzt haben Sie mit „Fish and Chips“ etwas sehr Beschauliches inszeniert, in dem auch Arbeitslosigkeit gelassen hingenommen wird. Sind Sie weise geworden?

Stephen Frears: Seit „Mein wunderbarer Waschsalon“ sind zehn Jahre vergangen. Die Zeiten haben sich geändert. Im neuen Film sieht die Gegend, in der auch schon „The Snapper“ gedreht wurde, nicht mehr so trist und schmuddelig aus. Das liegt daran, daß wir heute mehr über Armut wissen. Man verliert politisches Partisanengehabe, man wird fairer gegenüber den einzelnen Klassen. Daß Armut eine traurige Angelegenheit ist, muß man nicht mehr zeigen. Trotzdem wird klar: Arbeitslosigkeit bringt uns um. Aber die Leute haben gelernt, damit umzugehen, und Freundschaft ist am Ende eben immer noch das Wichtigste im Leben.

Wenn man sich „Fish and Chips“ und dagegen „Mary Reilly“ ansieht, Ihre Verfilmung des Lebens der Haushälterin von Dr. Jekyll, könnte man meinen, sie stammten von zwei gänzlich verschiedenen Regisseuren.

Manchmal fühle ich mich wirklich zerrissen zwischen teurem amerikanischem Kino und den einfachen Dreharbeiten auf der Straße. Vielleicht wäre die Differenz kleiner, wenn ich nicht Filme wie „Mein wunderbarer Waschsalon“, sondern eher Upper-class- Kino gemacht hätte.

Ärgern Sie sich heute, daß Sie die Roddy-Doyle-Trilogie – „The Snapper“, „The Commitments“, „The Van“ („Fish and Chips“) – nicht komplett verfilmt haben und Parker mit „The Commitments“ großen Erfolg hatte?

Ja, klar. Parker hat einen großartigen Film gemacht, der allerdings nichts mehr mit dem Buch zu tun hatte. Ich komme nun mal vom Fernsehen. Seitdem ich Filme mache, habe ich das Gefühl, ich müsse mich dafür rechtfertigen. Als ich den Auftrag bekam, „The Snapper“ zu drehen, kam kurz darauf der für „The Commitments“. Eine reine Musikgeschichte – ich wußte einfach nicht, wie man das auf eine Kinoleinwand bringen sollte. Interview: Birgit Glombitza