■ Mit den Manager-Killern auf du und du
: Tod bei Investition

Algier (taz) – Algeriens Präsident Liamine Zéroual setzt für die Gesundung der nationalen Volkswirtschaft auf ausländisches Kapital. „Die industrielle Restrukturierung und eine neue Investitionspolitik im Industriebereich“, das sind die Herzstücke seiner Wirtschaftspolitik. Der Blick richtet sich dabei auf mögliche Kapitalgeber aus Europa, Japan und den USA.

Ihnen soll alles geboten werden, was eine blühende Wirtschaft braucht. Algier gleicht dieser Tage einer einzigen großen Baustelle. Das Autobahnnetz rund um die Hauptstadt und ihren Industriegürtel wird ausgebaut, der Flughafen erweitert, ganze Stadtteile aus dem Boden gestampft. Ein Gesetz von 1995 ermöglicht im Prinzip die Privatisierung fast der gesamten Wirtschaft und die Liberalisierung des Handels.

Doch der Privatisierungsrat, der den Verkauf der Staatsbetriebe in die Hand nehmen soll, befindet sich ein Jahr nach Verabschiedung der Gesetze noch immer im Aufbau. Wenn es denn soweit ist, stehen in einem ersten Schub 200 Betriebe aus insgesamt elf staatseigenen Holdings zum Verkauf an. Das Angebot ist bei genauerer Prüfung allerdings alles andere als lukrativ. Viele der zum Verkauf stehenden Staatsbetriebe fahren nur noch mit 50 Prozent ihrer Kapazität.

Selbst wenn ein Kapitalgeber Interesse hätte, müßte er sich zunächst mit den Bewaffneten Islamischen Gruppen (GIA) auseinandersetzen. In einem vor zwei Wochen in Umlauf gebrachten Kommuniqué kündigten die Fundamentalisten an, daß fortan alle ausländischen Investoren, die bei algerischen Betrieben einsteigen, ganz oben auf der Liste möglicher Anschlagsziele stehen. Eine reelle Gefahr, wie der Mord an einem Vertreter des südkoreanischen Konzerns Daewoo im Oktober 1994 durch die GIA zeigt.

Deutlichstes Beispiel für die Folgen des Bürgerkriegs sind die großen Hotels in der Hauptstadt und an der Küste. Sie bemühten sich als erstes um ausländisches Privatkapital. Jetzt bleiben die Gäste aus. Was einst eine Alternative zu Tunesiens und Marokkos Tourismusindustrie werden sollte, gammelt vor sich hin. Reiner Wandler