Kommentar (s. Zur Person)
: Job verfehlt

■ Frenzel kennt seine Pflichten nicht

Mit Verlaub, Herr Frenzel, Sie haben Ihren Job verfehlt. Schlimm genug, daß eine schwangere Frau, die außerdem noch ein Kind zu stillen hatte, in Abschiebehaft gesteckt wurde. Die Asylgruppe Ostertor hat dieses Vorgehen zu Recht als unmenschlich kritisiert. Doch anstatt den Fehler einzuräumen und Vorkehrungen zu treffen, daß solche Fälle in Zukunft nicht wieder vorkommen, schießen Sie mittels Leserbrief zurück: Nicht Sie seien unmenschlich, sondern die Asylgruppe, weil die Sie nicht über den Zustand der Frau informiert hat. Der Schuß geht nach hinten los: Anstatt – was vermutlich Ihre Absicht war – von Ihren Fehlern abzulenken, stellen Sie sich in aller Öffentlichkeit ein Armutszeugnis aus: Sie wissen offenbar nicht, was Ihr Job ist. Als stellvertretender Leiter des Abschiebeknastes haben Sie die Verantwortung für die Ihnen anvertrauten Häftlinge. Sie müssen sich um das Wohl dieser Menschen kümmern. Dafür werden Sie bezahlt. Das ist Ihre Aufgabe, ja sogar Ihre Pflicht.

Die Asylgruppe Ostertor engagiert sich hingegen freiwillig. Und das ist nicht nur löblich. In diesem Engagement liegt sogar Ihre Chance, Herr Frenzel: Die Chance, Mißstände, die berechtigterweise angeprangert werden, abzuschaffen, um die Haft erträglicher zu machen. Eine Chance, die Sie sich nicht entgehen lassen sollten: Denn die Humanität einer Gesellschaft mißt sich immer auch daran, wie sie mit ihren Gefangenen umgeht. Kerstin Schneider