Unklare Konkursgerüchte bei Philipp Holzmann

■ „Purer Unsinn“, meint Deutschlands größte Baufirma zu Warnung einer Bank

Berlin (taz) – Die Feiertagslaune zum Tag der Deutschen Einheit war den Chefs des Frankfurter Bauriesen gründlich verdorben, dabei hatten gerade sie vom Bauboom nach der Wiedervereinigung profitiert: Der Bayerische Rundfunk und – vom gleichen Autor – dann noch einmal der Deutschlandfunk meldeten am Mittwoch ein Liquiditätsproblem bei der Philipp Holzmann AG. Eine feine Privatbank hätte telefonisch ihr bekannte große Anleger gewarnt, daß sogar ein Konkurs bei Deutschlands größtem Bauunternehmen nicht auszuschließen sei. Der Konzern selbst bezeichnet die Meldung als „puren Unsinn“.

Daß es Philipp Holzmann nicht besonders gut geht, ist schon seit Ende Juni klar: Damals hatte der Konzern zugegeben, daß er auf vielen neugebauten Büros sitzenbleibt. Die Dividende für die Aktionäre wurde komplett gestrichen. Wertberichtigungen bei Immobilien hatten das Konzernergebnis 1995 auf ein Minus von 360 Millionen Mark getrieben. „Unsere Projektgeschäfte sind wie üblich zum größten Teil durch Kredite finanziert“, sagte gestern ein Konzernsprecher. Da drückt die Zinslast. Deshalb werde nun versucht, „neue Liquidität zu schöpfen“, so der Sprecher.

Dafür werden auch alte Schätze verkauft wie 4.000 Wohnungen, die der Baufirma teilweise schon seit dem Wiederaufbauprogramm nach dem II. Weltkrieg gehören. Allerdings ist auch mit Mietwohnungen derzeit keine schnelle Mark zu machen. Der 1849 gegründete Konzern wird also noch etwas rudern müssen, bis er wieder in die schwarzen Zahlen kommt. Im Rahmen einer Straffung der Verwaltung werden auch einige der weltweit 51.000 Beschäftigten gehen müssen. Nach einem Konkurs sieht es allerdings bei weitem nicht aus. „Wir haben nicht eine Kreditlinie bei den Banken gestrichen bekommen“, so die Firma.

Auf wen sich die Konkursvermutungen gründen könnten, war gestern noch völlig unklar. Auch der Konkurrent Hochtief kann an einem daraus folgenden Kurseinbruch der Aktien kein Interesse haben. Er will zwar schon seit langem Holzmann übernehmen und könnte dann billig Aktien kaufen. Da Hochtief aber schon 25 Prozent an Holzmann besitzt und weitere zehn Prozent gerade gegen das Kartellamt vor Gericht einklagt, würde Hochtief dann selbst einen großen Verlust in die Bilanz schreiben müssen. rem