Im Dazwischen zuhause

■ „Zapping“: Pat Binders Installation in der Galerie Basta

Ein Ball tanzt auf rauschenden Wellen, dazwischen geschnitten sind Bilder eines auftauchenden Frauenkörpers. Was leicht und lustig wirkt, wird zu einem bizarren Zwang: das Objekt ist auf Dauer in einem Strudel gefangen. Der einzige Ton dieses Videos in der Galerie Basta ist Rauschen. Ob Originalton des Wassers oder das weiße Rauschen des Fernsehens bleibt offen.

Diese Bilderflut ist Teil der Installation Zapping von Pat Binder. Die 36jährige Künstlerin ist im Dazwischen zuhause wie ein Shakespearscher Luftgeist. Nach einer Nationalität befragt, sagt sie: „Meine Wahlheimat ist die Kunst.“ Ihre Familie stammt aus Siebenbürgen, das schon jeher zwischen dem deutschen und rumänischen Kulturraum schwer zuzuordnen war. Sie ist in Buenos Aires aufgewachsen, hat dort und in Kanada studiert, um dann in Deutschland, England und schließlich in Zürich zu leben. Aus Deutschland schon einmal ausgewiesen, hält sie sich inzwischen in Berlin auf. All dies gibt dem Ball auf dem Strudel zu allen medialen Reflexionen auch einen biografischen Hintergrund.

Um nicht in der Beliebigkeit der durchmedialisierten Welt zu verschwinden, bringt Pat Binder ihren Körper ein. Seine Bilder mischen sich mit den auf Glasscheiben fixierten TV-Bildern der „Zapping Line“. Hier ist die Sammlung nicht als lange Linie an der Wand, sondern in zwei Teilen vor dem Fenster aufgestellt, ganz praktisch den Blick auf die Realität verstellend. Große Glasdias sollten einst helfen, den Feind zu orten: In der Kiste „Flugzeugerkennung Stufe II“ verwahrte die Schweizer Armee Flugzeugumrisse. Pat Binder hat diese Fundsache umgenutzt und in die von 1-28 numerierten Fächer je ein Bild der 28 beim Kabelanschluß anwählbaren TV-Kanäle sortiert. Mit weißen Handschuhen wird das Zappen zur realen Auswahlprozedur eines gewünschten Realitätsfilters. In eine Leiter hat Pat Binder Videostills einer Frau montiert, die eine Leiter heraufsteigt. Das Bild findet seine doppelte Konkretisierung in der realen Leiter und im Verweis auf die Quadrierung des Films. Das ganze Objekt selbst funktioniert dann auch in der kinoüblichen Projektion als Schatten auf der Wand. Bei soviel Bildmedien bleibt das Buch nur noch eine versteinerte Erinnerung. Betongehärtet liegt es am Boden, Bleikabel führen von ihm in wirren Wegen, wie eine unbekannte Schrift zu lesen, die Wand hinauf. Zwar diente Blei einst dem Buchdruck, aber der verschwand im Kabel als Informationsleitung, deren bloß äußere Form zu lesen unangemessen wäre. Doch können wir die medialisierte Information überhaupt noch sinnvoll lesen? Hajo Schiff

Galerie Basta, Großheidestr. 21, Di-Fr, 14-19 Uhr, Sa 12-15 Uhr, bis 26. Oktober