■ Zur Einkehr
: Nippon

Sie möchten wahlweise im Sitzen, im Stehen oder im Liegen essen? „Nippon“, der japanische Imbiß im Fehrfeld 59, bietet seinen Gästen die Wahl zwischen einer ganz normalen Restaurantecke, einer Sushi-Bar und einem japanisierten Sitzkissen-Boudoir. Natürlich entscheiden wir uns für das letztere. Wie vorgeschrieben ohne Schuhe machen wir es uns – nach einem prüfenden Blick auf unsere Socken – zwischen Paravent und Sumo-Ringer-Poster bequem.

Und schon naht die Kellnerin, um die Bestellung aufzunehmen. Mit einem geübten kleinen Schwung schnickt sie die Schuhe von den Füßen und kniet vor unserem Tisch. Ein Japaner ist kein Chinese, das wird erst bei einem Blick auf die hübschen Farbfotografien der Speisekarte so richtig klar: Sollen es in Miso gekochte Makrelen sein, in Algen eingelegte Pflaumen oder doch lieber weiche Oktopus-Kirschblüten? Wir entscheiden uns für Sushi, in Reis und Algen eingewickelte Röllchen, besser bekannt als das Butterbrot der Japaner. Einmal bitte „Futomaki Teishoku“ (die günstige Variante mit Eierstich, Lachs und Gurke für 13 Mark), einmal „Nigiri Sushi Spezial“ (mit süßen Shrimps, japanischem Aal und Kaviar vom fliegenden Fisch für 30 Mark).

Was die Kellnerin dann auf schwarzglänzenden Lackschalen serviert, ist in strenger Ästhetik angerichtet und weckt umso wildere Assoziationen: „Dieses helldunkelbraun Gestreifte sieht wie eine Kakerlake aus!“ beklagt sich mein Gegenüber. „Und ist der Fisch etwa roh?“ Ja, der Fisch ist roh, aber er schmeckt vorzüglich, genauso wie der Rest. Eine Fülle fremder Aromen tut sich dem Gaumen auf, die sich kaum mit Bekanntem vergleichen lassen. Zu den Reis-Röllchen gibt es Nachtisch und Suppe, inclusive Hinweis für voreilig empörte Gäste: „Traditionell trinken die Japaner die Suppe aus der Schale, deswegen ist sie nur mundwarm.“ Am Ende überzeugen die Sushi auch den Skeptiker auf der anderen Tischseite: „Bei diesen niedlichen kleinen Spi-ralalgen mag ich gar nicht mehr an deutsche Kartoffeln denken.“ Auch wenn uns inzwischen der Rücken vom ungewohnten Schneidersitz schmerzt und die Finger sich immer kraftloser um die Stäbchen krampfen, die „authentische Küche ohne Zugeständnisse an den europäischen Geschmack“ hat geschmeckt. Außerdem ist sie sowieso die gesündeste der Welt, glaubt man den diversen Zeitungsartikeln an einer Pinnwand. Und deswegen verkauft der angrenzende kleine Supermarkt auch Kochbücher und alle Zutaten zum Selbermachen an die neuen sushiholics. Anja Robert

„Nippon“, Fehrfeld 59