■ Mit Gensoja in Deutschland auf du und du
: Sorge im Supermarkt

Berlin (taz) – Die Ernte der ersten genmanipulierten Sojabohnen in den USA steht kurz bevor. Anschließend sollen die vom Chemiekonzern Monsanto gegen das Herbizid Roundup widerstandsfähig gemachten Sojabohnen dann vermischt mit der konventionellen Ernte in den Überseehäfen von Hamburg und Rotterdam eintreffen. Ab Mitte November dürfte das daraus gewonnene Sojaöl und die eiweißreichen Konzentrate hierzulande ausgeliefert werden. Rund 30.000 Lebensmittel können dann Gentech-Soja enthalten (taz 26. 8. 1996).

Die deutschen Erstverarbeiter, die Ölmühlen, wollen das gentechnisch veränderte Soja nicht getrennt verarbeiten. Arnd von Wissel, Vorstand bei der Ölmühle Hamburg AG und beim Verband Deutscher Ölmühlen erklärt, daß eine Trennung der genmanipulierten von den herkömmlichen Bohnen „nicht praktikabel, wirtschaftlich unrentabel und aus wissenschaftlicher Sicht nicht nötig“ sei.

Firmen, die sich mit den Bedenken der VerbraucherInnen im Laden auseinandersetzen müssen, sind weit vorsichtiger. Nach einer Zusammenstellung von Greenpaece will die beispielsweise die Karstadt AG Produkte mit Gentech-Soja nicht in das Sortiment aufnehmen. Markant Deutschland (Lidl & Schwarz, Dohle, Wertkauf Schlecker und Coop) und die Familia Handels-Zentralgesellschaft setzen sich für eine eindeutige Kennzeichnung ein.

Auch die deutschen Hersteller von Babykost wollen von Monsantos Sojabohne nichts wissen. Alle zehn in diesem Sektor tätigen Unternehmen bekundeteten gemeinsam, sie würden bei Säuglings- und Kleinkindernahrung sicherstellen, „daß gentechnisch modifiziertes Soja nicht zum Einsatz kommt“. Mitgetragen wird diese Erklärung unter anderem auch von den Branchenführern hierzulande: der Nestle-Tochter Alete und den Firmen Milupa und Hipp. Die Produzenten von Babykost treibt die Angst, daß sie ihre Waren nicht mehr loswerden, sind doch die Eltern von Kleinkindern als besonders sensibel reagierende Kundschaft bekannt. Auffällig ist jedoch, daß das Versprechen für gensojafreie Kindernahrung nur für „die in Deutschland hergestellten“ Produkte gilt.

Neben den im „Bundesverband Naturkost Naturwaren“ und der „Vereinigung Deutscher Reformhäuser“ zusammengeschlossenen Betrieben wollen auch andere Lebenmittelproduzenten kein Gentech- Soja verarbeiten und wenn möglich auf Alternativen ausweichen: unter anderem das Margarinewerk Saar, die Eden- Waren GmbH, Nordstern Lebensmittel und Märkisches Landbrot. Der VK Mühlen Food Service (Aurora, Müller's Mühle, 3 Glocken) befürchtet nur, daß er ab 1997 kein gentechfreies Soja mehr bekommt. Kein Lieferant wolle mehr gentechnikfreie Ware garantieren. Wolfgang Löhr