Ozonloch über dem Südpol auf neuem Rekord

■ Der Schild ist auf einer Fläche von der doppelten Größe Europas verschwunden. Die Maßnahmen zur Reduzierung der Ozonkiller FCKW greifen erst in zehn Jahren

Genf (taz/dpa) – Über der Antarktis nimmt die Ozonschicht weiter rapide ab. Das Ozonloch habe sich auf 20 Millionen Quadratkilometer ausgedehnt und bedecke fast den gesamten Kontinent, teilte die Weltmeteorologieorganisation (WMO) am Freitag in Genf mit. Dies entspreche der doppelten Fläche Europas vom Atlantik bis zum Ural. Teilweise liege die Ozonkonzentration über dem Südpol noch unter den Werten der vier bislang schlechtesten Jahre. Die UN-Organisatin mißt die Ozonkonzentration in der Atmosphäre seit den 50er Jahren.

In einer Höhe zwischen 17 und 22 Kilometer ist nach WMO-Angaben die gesamte Ozonschicht zerstört. Die Messungen wurden im September vorgenommen. Dabei wird der tiefste Stand der Konzentration des Sauerstoffgases meist erst im Oktober erreicht, wenn der Frühling auf der Südhalbkugel richtig beginnt.

Die Ozonschicht ist für den Menschen lebenswichtig, weil sie die gefährlichen UV-Strahlen der Sonne zum größten Teil schluckt. Mit dem Schwinden der Ozonschicht nimmt unter anderem die Gefahr für Hautkrebs zu.

Die Maßnahmen, die im Protokoll der Konferenz in Montreal vorgesehen sind, haben in den vergangenen drei Jahren zu einer Abnahme der ozonzerstörenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) und anderer Substanzen in der unteren Atmosphäre geführt. Allerdings sind die FCKW sehr langlebig und reichern sich in oberen Schichten noch immer an. Nach Berechnungen der WMO steigt ihre Konzentration in der Stratosphäre noch mindestens zehn Jahre. Die Ozondichte der 70er Jahre wird nach Modellen der Atmosphärenforscher deshalb selbst bei weiteren Schutzmaßnahmen erst wieder in der Mitte des 21. Jahrhunderts erreicht.

In einem Ozonmolekül sind drei Sauerstoffmoleküle verbunden anstatt der üblichen zwei. Diese Verbindung entsteht in den oberen Schichten der Atmosphäre durch energiereiches Licht von der Sonne. Das Ozonmolekül kann wesentlich besser Strahlen im Bereich ultravioletten Lichts absorbieren, als dies normale Sauerstoffmoleküle können. Ozon reagiert aber auch mit Chlor- oder Fluorverbindungen, also FCKW, sobald im Frühling die ersten Lichtstrahlen die kalten Höhenwolken über dem Südpol durchdringen. Dabei wirken die FCKW als Katalysatoren, das heißt, sie schieben die chemische Zerstörung des Ozons nur an, werden dabei nicht verbraucht und können so immer weiter zur Verdünnung des für Mensch und Tier notwendigen Schutzschildes beitragen. rem

Informationen im Internet unter http://www.wmo.ch