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: Alles neu...und ZAK!

„Privatfernsehen“, Samstag, 22.25 Uhr, ARD

Die Welt steckt voller Wunder, und das Fernsehen bringt sie uns ins Wohnzimmer! Hillu Schröder vermarktet leere Seiten auf der Frankfurter Buchmesse. Durchgeknallte Engländer fahren im eigenen Panzer zur Arbeit. Ossis bedanken sich mit Handschlag und Häkeldecke für den Solidarzuschlag und spielen dazu falsch auf der Trompete. Nein, vieles glauben wir zwar, aber das letztere kann einfach nicht wahr sein.

Und überhaupt, diesem Küppersbusch kann man sowieso nicht trauen. Da heißt es wochenlang in allen Zeitungen, der mache jetzt Privatfernsehen, und dann bleibt er doch beim WDR. Die Namensverwirrung ist Programm: alles neu und trotzdem noch dasselbe. Im Hintergrund der Sendung steht die ehemalige ZAK-Crew, frisch erholt aus den Ferien mit neuen Ideen und ohne die Zwänge des alten Formats. Sie haben die Sommerpause genutzt und sich bei der Konkurrenz umgesehen: ein wenig von Ray Cokes und seiner Wackelkamera, ein bißchen Late-night- Show, eine Prise „Schmidteinander“, vermengt mit bewährten ZAK-Grundstoffen – umrühren, fertig. Wenn die Öffentlich- Rechtlichen versuchen, die private Konkurrenz zu kopieren, wird die Peinlichkeit des Originals meist noch verstärkt.

Friedrich Küppersbusch und seinen Leuten gelingt insofern ein seltenes Kunststück: Wo sie sich auch bedienen, sie übertreffen das Vorbild. Dabei ist sich Küppersbusch treu geblieben. Er fährt seinen Gästen noch immer gern über den Mund (und die lassen sich das auch immer noch gefallen). Auch wenn es scheint, er sei etwas ruhiger geworden. Vielleicht drosselt sich der Moderator wegen des Studiopublikums, das nicht mit dem Videorekorder jede hastige Pointe zurückspulen kann. Getrübt wurde der Abend auch nicht durch die Erkenntnis, daß selbst Ton-Steine-Scherben- Sänger in gesetztem Alter langweilig werden, daran ändert auch die neuerliche Zerstörung von Tischen nichts.

Und wenn wir lange genug nachdenken, verstehen wir vielleicht auch, warum sich der WDR einen eigenen Fußballklub aus der dritten Liga zugelegt hat und sich in einer festen „Privatfernsehen“-Rubrik mit dessen Streben nach Ruhm beschäftigt. Insgesamt also eine Sendung, wie wir sie durchaus öfter sehen wollen. Können wir ja auch. Wenn wir am Samstag abend mal daheim sind. Stefan Kuzmany