Umweltschutz bringt fast eine Million Jobs

■ Studie: Neue Großbranche ist so bedeutend wie die Autoindustrie. Beschäftigung ist trotz Wirtschaftskrise stabil. Bonner Umweltpolitik gibt allerdings kaum noch Impulse

Berlin (taz) – Umweltschutz ist in Deutschland Standortfaktor. Das haben vier führende Wirtschaftsforschungsinstitute mit einer heute veröffentlichten Studie bestätigt: Knapp eine Million (956.000) Menschen haben demnach 1994 in der Bundesrepublik durch Umweltschutzausgaben einen Job gefunden. Das rechnen die Wissenschaftler vom Münchner Ifo-Institut, vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen, vom Institut für Wirtschaftforschung Halle (IWH) und vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin vor. Damit arbeiteten 2,7 Prozent der Beschäftigten im Umweltschutz, etwa genau so viele wie in der Autoindustrie.

Doch die Ökonomen wollten bei ihrer im Auftrag des Umweltbundesamtes erstellten Studie kein Bild in rosaroten Farben malen. Sie weisen ausdrücklich darauf hin, daß rund 40 Prozent der 300.000 Umweltschutzjobs in Ostdeutschland dem zweiten Arbeitmarkt angehören.

Zwar sei die für 1994 einkalkulierte Jobzahl eher die Untergrenze der wirklich durch Umweltschutz verursachten Beschäftigung. Auch seien Arbeitsplätze im Umweltschutz verhältnismäßig sicher. Doch hat die Umweltschutzbranche nicht den vor einigen Jahren erhofften Wachstumsschub gehabt. Seit Anfang der neunziger Jahre sind nach den Berechnungen in Westdeutschland nur 30.000 neue Öko- Jobs dazugekommen. Am meisten wachse die Beschäftigung noch in der Entsorgungs- und Recyclingbranche. Die Umweltpolitik der Koalition habe seit Beginn der neunziger Jahre nur noch schwache beschäftigungspolitische Impulse gegeben, so die Wissenschaftler.

Das Risiko, daß die lange führende deutsche Umweltindustrie auf dem Weltmarkt den Anschluß verlieren könnte, hatte die Consulting-Firma Kaiser bereits vor einigen Monaten beschrieben. Danach hat Deutschland 1995 im Umweltschutzbereich seinen Rang als Exportweltmeister an die USA abtreten müssen. Absatzprobleme gibt es vor allem im Bereich Maschinenbau. ten