Grün-schwarzes Wettrennen droht zu platzen

■ CDU-Bausenator Jürgen Klemann und der grüne Abgeordnete Michael Cramer können sich nicht auf eine gemeinsame Strecke für ihr Kräftemessen auf dem Rennrad einigen

Das Radrennen zwischen dem bündnisgrünen Verkehrsexperten Michael Cramer und Bausenator Jürgen Klemann (CDU) droht zu platzen. Die beiden können sich nicht auf eine gemeinsame Rennstrecke einigen. Klemann will die vereinbarten 20 Kilometer auf dem Kronprinzessinnenweg parallel zur Avus radeln. Doch Cramer will nicht im Abgasmief der Autobahn fahren und schlägt die Havelchaussee vor. Schließlich habe er sich schon auf Klemanns Bedingung eingelassen, das Wettrennen auf Rennrädern auszutragen, bringt Cramer vor. Damit ist Klemann im Vorteil, denn der bündnisgrüne Abgeordnete Cramer ist „noch nie Rennrad gefahren“. Er schwört auf sein Tourenrad mit schlappen sieben Gängen.

Cramer argwöhnt, daß sich Klemann vor den Steigungen der Havelchaussee drücken will. „Der Kronprinzessinnenweg ist schön gerade und flach“, bestätigt Klemann indirekt Zweifel an seiner Kondition. Doch er hat noch einen triftigen Grund, dieser Route den Vorzug zu geben: Sie ist die offizielle Strecke für das Sportabzeichen. Das macht Klemann jedes Jahr, nur dieses Jahr konnte er noch keinen Termin finden. Mit dem schwarz-grünen Wettrennen will Klemann zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und sich gleichzeitig für das Sportabzeichen qualifizieren. Auch für einen Schiedsrichter ist bereits gesorgt: Hein-Detlef Ewald. Der CDU- Hinterbänkler ist als 1. Vorsitzender des Radsport-Clubs Charlottenburg und Radnationalfahrer der Jahre 1965 und 1966 für diese Aufgabe hoch qualifiziert. Er hatte die Strecke vorgeschlagen.

Doch so läuft die Wette nicht. „Wenn Klemann nicht einlenkt, dann lassen wir's eben bleiben“, drohte Cramer gestern nach dem gescheiterten Mißtrauensantrag gegen Diepgen in der Wandelhalle des Parlaments. Zu der Wette war es nach einer vollmundigen Äußerung von Klemann in einer Plenarsitzung des Abgeordnetenhauses gekommen. Auf die Hoffnung einer PDS-Abgeordneten, daß Klemann eines Tages Cramer verkehrspolitisch links überholen könnte, rief Klemann: „Den Cramer überhole ich doch links wie rechts.“

Gestern äußerte Klemann Bedenken, ob der 19. Oktober als Termin witterungsbedingt nicht schon zu spät sei. Wegen nassen Laubs habe er auch schon Radrennmeister zur Bauchlandung ansetzen sehen, so Klemann. Dennoch war er gestern zuversichtlich: „Wir machen das auf jeden Fall.“ Die Legislaturperiode sei lang genug, um einen Termin zu finden. Wenn es jetzt nicht mehr klappe, könne man auch im Frühjahr gegeneinander antreten. Dorothee Winden