Uni-Präsidenten legen eigenen Sparplan vor

■ Hochschulen wollen Einsparungen für die nächsten sieben Jahre in einem Vertrag festschreiben. Die drei Universitäten wollen künftig enger zusammenarbeiten

Ein Beispiel wie viele andere: Vor drei Jahren wurde an der Alice-Salomon-Fachhochschule für Sozialarbeit und Sozialpädagogik der Studiengang Pflegemanagement eingeführt. 180 Studenten sind inzwischen eingeschrieben, unterrichtet werden sie von zweieinhalb Lehrkräften. „Eigentlich eine unhaltbare Situation“, sagte gestern Rektorin Christine Labonté-Roset. Zugesichert waren ihr bis Ende 1997 acht Stellen. Aber: „So wie es jetzt aussieht, werden wir die nicht bekommen.“ Labonté-Roset befürchtet das Schlimmste: „Notfalls werden wir den Studiengang wieder einstellen müssen.“

Wie weiter mit dem Wissenschaftsstandort Berlin? Der Senat hat bereits für die nächsten fünf Jahre Einsparungen von 265 Millionen Mark beschlossen, die Finanzsenatorin will allein 1997 noch einmal 160 Millionen und die CDU weitere 50 Millionen bis zum Jahre 2001 einsparen. Finanzielle wie inhaltliche Reformen sollen in einem Vertrag festgeschrieben werden, der den Hochschulen Planungssicherheit geben soll.

Am Freitag stellte die CDU- Fraktion einen ersten Entwurf vor (siehe taz vom Samstag), gestern legten die Präsidenten und Rektoren der Berliner Hochschulen nach. Gerhard Ackermann, Präsident der Technischen Fachhochschule: „Es muß ein Umdenken in dieser Stadt stattfinden. Dieser Senat muß erkennen, daß die Förderung der Wissenschaft zur Gesundung Berlins beiträgt.“ Trotz aller Kritik haben sich die Präsidenten und Rektoren auf eine versöhnliche Formulierung geeinigt: „Die Hochschulen erkennen die Notwendigkeit zu strukturellen, inhaltlichen und organisatorischen Reformen an“ – festgeschrieben allerdings in einem Siebenjahresvertrag. Das heißt: Die Hochschulen haben die Bereitschaft signalisiert, bis zum Jahre 2003 insgesamt 1,4 Milliarden Mark einzusparen. Damit sei allerdings, so Schumann, die Grenze der Handlungsfähigkeit erreicht.

„Über weitere Mittelkürzungen können wir nicht mehr verhandeln“, lehnt FU-Präsident Johann Gerlach die Ideen der SPD-Finanzsenatorin und der CDU ab. Allein im nächsten Jahr müsse seine Universität 13 Millionen und 175 Stellen einsparen; insgesamt habe die FU von 1992 bis 2003 Budgetkürzungen von knapp 180 Millionen Mark zu bewältigen.

Schwerpunkt des gestern vorgelegten Entwurfs: die „verbundene Planung“. Die drei Unis wollen künftig enger zusammenarbeiten und „ihre Struktur insbesondere durch Schwerpunkt- und Profilbildung aufeinander abstimmen“. Für die TU heißt das beispielsweise: genaue Überprüfung des Studienangebotes. Präsident Schumann: „Wir werden die Geistes- und Sozialwissenschaften zwar nicht einstellen, aber verändern.“ Langfristig sei denkbar, den Fachbereich Erziehungswissenschaft abzuschaffen. Daß die Fachhochschulen von der Strukturveränderung der Unis profitieren, kann sich FH-Rektorin Christine Labonté-Roset vorstellen. Sie rechnet mit der Verlegung von Studienfächern an die „billigeren Fachhochschulen“.

Unerwähnt in dem Papier der Landesrektorenkonferenz bleibt das Thema Studiengebühren. HU- Präsident Hans Meyer gibt sich diplomatisch: „Das ist eine gesellschaftspolitische Entscheidung, das ist Sache der Politik.“ Was Meyer vorsichtig ausdrückt, ist für Gerhard Ackermann ein rotes Tuch: „Ich kann Berlin nur davor warnen, Studiengebühren einzuführen. Das würde sich verheerend auswirken.“ Jens Rübsam