Die Wasserbehörde spielt ein falsches Spiel

■ Horst Kluwe, Geschäftsführer der Kluwe Baustoff GmbH, kritisiert die Spreebegradigung

taz: Welche Auswirkungen hätten der Neubau der Schleuse Charlottenburg und die Spreebegradigung für Ihr Unternehmen?

Horst Kluwe: Wir würden unsere Schiffsanlegestelle verlieren. Dann können wir unseren Betrieb nicht mehr aufrechterhalten, weil wir als mittelständisches Unternehmen nur wirtschaftlich stark sind durch den Transport von Massengütern auf dem Wasserweg. Wir holen diese Güter von der Straße auf das Wasser, was ja der Zielsetzung des Projekts 17 entspricht. Im Jahre 1993 haben wir die Hälfte der gesamten Baustoffe des Westhafens alleine umgeschlagen. Trotzdem hat die Planungsbehörde die Existenz des Unternehmens in keiner Weise berücksichtigt.

Was kritisieren Sie?

Die Bundesregierung plant eine völlig neue Spreeführung, eine gerade Strecke wie eine Wasserautobahn. Das ist eine Planung von 1938, als die Wörter Umweltschutz und Ökologie noch keine Rolle spielten. Unser Modell sieht vor, daß eine der vorhandenen Schleusenkammern vergrößert wird. Bei einer schwachen Abflachung der Spree könnten die ganz großen Schiffe im Einbahnverkehr fahren, bei einer stärkeren Abflachung könnten sie sogar im Begegnungsverkehr fahren. Bei der flachen Begradigung könnten wir und die Kleingärtner ungehindert an Ort und Stelle bleiben. Bei der anderen Variante müßten nur einige Kleingärten weg. Der Senat ist in einer eigenen Machbarkeitsstudie zu dem gleichen Ergebnis gekommen wie unser Gutachterbüro.

Ist der Ausbau der Schleuse Plötzensee eine Alternative?

Der Ausbau der Schleuse Plötzensee ist eine alte Forderung von uns. Die Schleuse ist nur 67 Meter lang, der Ausbau auf 115 Meter würde also viel mehr bringen als bei der 80-Meter-Schleuse in Charlottenburg. Außerdem ist der Hohenzollernkanal im Gegensatz zur Spree ein künstliches Gewässer, das schon heute für die großen Schiffe befahrbar ist. Man würde dabei weder Kleingärten noch Gewerbebetriebe in Anspruch nehmen. Doch im Planfeststellungsverfahren hat das Wasserstraßenneubauamt immer gesagt, daß der Ausbau der Schleuse technisch nicht machbar ist und zu teuer wäre. Jetzt wurde uns ein Brief zugespielt, in dem die Wasserbehörde schreibt, daß auch die Schleuse Plötzensee bis zum Jahre 2010 ausgebaut werden soll. Das Vorhaben Schleuse Charlottenburg soll also durch Taktieren vorgezogen werden, um am Ende beide Vorhaben zu verwirklichen. Interview: Ute Sander

Foto: Erik-Jan Ouwerkerk