Ärger für Erbakan

■ Türkischer Kampfjet von griechischen Abfangjägern gestellt und abgestürzt

Athen (AP/taz) – Ein türkisches Kampfflugzeug ist gestern nach Angaben aus Athen von griechischen Abfangjägern gestellt worden und anschließend in die Ägäis gestürzt. Rettungshubschrauber hätten den Piloten der türkischen F-16 aus dem Meer gezogen und auf die Insel Chios gebracht, sagte Generalstabschef Athanasios Tzoganis. Ein Sprecher des Außenministeriums in Ankara bestätigte nur den Absturz.

Griechische Mirage-Abfangjäger hätten zwei türkische F-16 in der Nähe von Chios gestellt, sagte Tzoganis. Chios liegt nur zehn Kilometer vor der Küste der Türkei, gehört aber zu Griechenland. Insgesamt hätten am Dienstag 25 Flugzeuge der türkischen Luftwaffe die Luftüberwachungsgebiete (FIR) von Athen und Nikosia sowie den griechischen Luftraum verletzt. FIR sind Lufträume, die der Kontrolle der Fluglotsen eines Landes unterstehen. Ankara ist der Ansicht, Griechenland nicht über militärische Flüge in diesen Gebieten informieren zu müssen. Türkische Beobachter befürchten hinter dem Flugmanöver eine Provokation der türkischen Armee, um den nach seinem Libyen-Besuch ohnehin angeschlagenen islamistischen Ministerpräsidenten Necmettin Erbakan weiter zu schwächen. Erbakan wird heute in der Türkei zurück erwartet, wo ihn eine Koalitionskrise und die Kritik der gesammelten Medienlandschaft erwarten.

Bereits bei Erbakans Ernennung zum Ministerpräsidenten war spekuliert worden, wie sich das traditionell laizistische Militär zum islamistischen Regierungschef verhalten würde.

Die Demütigung Erbakans durch den libyschen Staatschef Gaddafi, der bei einer gemeinsamen Pressekonferenz die türkische Kurdistan-Politik und die guten Verbindungen der Türkei zum Westen heftig attackierte, ist für das Militär schwer erträglich. Auch in den Reihen der Partei des Rechten Weges, dem Koalitionspartner Erbakans, war heftige Kritik laut geworden.