Gauweiler schäumt

■ Der CSU-Politiker beschimpft den Historiker Goldhagen als „Volksrichter“

München/Berlin (AFP/taz) – Der CSU-Politiker und bayerische Umweltminister Peter Gauweiler hat den US-amerikanischen Holocaust-Forscher Daniel Goldhagen scharf angegriffen. In der jüngsten Ausgabe des CSU-Parteiorgans Bayernkurier nannte Gauweiler den Historiker einen „Volksrichter“ und warf ihm „mühsam umgekehrten Rassismus“ gegen die Deutschen vor.

Gegen diese „aberwitzige Pauschalverurteilung“ zitierte Gauweiler den früheren CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß mit der Bemerkung, während des Nationalsozialismus seien die Deutschen „in ihrer überwältigenden Mehrzahl“ nicht zu Verbrechern geworden: „Die moralische Substanz blieb erhalten.“

Gauweiler kritisierte zudem „die Anbiederei und das Entzücken“, mit denen Deutschland den „Propagandisten seines Unwerts“ empfangen habe. Die Debatte, die Goldhagens Buch im September ausgelöst hatte, bezeichnete Gauweiler als „publizistischen Lustlärm“, der die Bezeichnung „widerlich“ verdiene. Sie sei ein Produkt der „Rudi-Dutschke-Generation, die unsere Medienwelt bestimmt“. Diese Generation wolle mit der Bewältigung der Nazivergangenheit vergessen machen, daß sie 1968 mit Massenmördern sympathisiert habe. Bei der Goldhagen-Debatte handle es sich um eine „Strategie diffamierter Negativgruppen“, die in „zivilisierten Ländern des Westens mit Volksverhetzung bestraft“ wird. Diese Rolle als Volksverhetzer spiele das „fortschrittliche Deutschland“, das gegen die „Deutschen selbst“ hetze.

Der CSU-Politiker verwies auch darauf, daß der „ökonomische Ertrag“ Goldhagens „von Fachleuten auf über eine Million Deutschmark geschätzt“ werde. Daniel Goldhagen vertritt in dem Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ die These, der Massenmord an Juden in Deutschland sei durch einen besonderen, aggressiven Antisemitismus der Deutschen möglich geworden. Das Werk hatte schon vor dem Erscheinen der deutschen Ausgabe eine breite öffentliche Diskussion ausgelöst. SR