Volkspark-Kick

Die in jüngster Zeit am häufigsten in Spielfilm-Rezensionen verwendeten Wörter sind Pulp und Fiction, gefolgt von Travolta und Comeback, dicht dahinter kein Oscar, was genau genommen zwei Wörter sind, die aber irgendwie eine Einheit bilden und deshalb trotz numerischer Ordnungswidrigkeit in die Feuilleton-ein-Wort-Charts gehören. Seit nämlich der Ami Quentin T. seinen zweiten Film gemacht hat, scheint im Kino alles von vorne beginnen zu müssen. Eine neue Zeitrechnung ist da nicht zuviel des Guten. In diesem Sinne leben wir im Jahre 1 n.P.F. (nach Pulp Fiction).

Mit dem Hamburger Sport-Verein hat das insofern nichts zu tun, weil a) der Bundesliga-Neunte keine Filme dreht, b) T. nicht eingesetzt werden könnte, da nur drei Ausländer gleichzeitig spielen dürfen und mit dem Dänen Töfting schon einer über ist und c) Travolta mit den Jahren viel zu dick wurde, um noch mithalten zu können. Andererseits ist auch im Sport-Journalismus, zumindest in der Berichterstattung über den HSV, eine ähnliche Entwicklung auf rein begrifflicher Ebene zu erkennen. Es scheint – auch hier – bestimmte Codewörter zu geben, an denen schwerlich vorbeizukommen ist, soll nicht der Anschluß an wasweißich verpaßt werden. Pflicht sind (in alphabetischer Reihenfolge): Langweile, Mittelmaß und öde (der Adjektiv-Geheimtip).

Letzteres sollte schnell aufgebraucht werden, denn der HSV spielt heute um 20 Uhr in Bochum. Dazu muß man wissen, daß der VfL zuletzt viermal hintereinander daheim verlor, was selbst dem langweiligen und mittelmäßigen HSV die Chance zum ersten Auswärtssieg seit fünf Monaten bietet. Als Belohnung hat Trainer Benno Möhlmann einen gemeinsamen Kinobesuch versprochen. Der wiedergenesene Kapitän Jürgen Hartmann: „Bislang liegt das Dschungelbuch vorn.“ cleg