Alles hinter sich lassen können

Hamburger Initiative will traumatisierten Frauen in Ex-Jugoslawien helfen  ■ Von Stefanie Winter

Den Wunsch, alles hinter sich lassen zu können – und sei es nur für wenige Tage – hat Gabriele Müller bei ihren Aufenthalten im ehemaligen Jugoslawien besonders oft gehört. Allein in Bosnien leben derzeit mehr als eine Million Flüchtlinge in Flüchtlingscamps, darunter viele Frauen und Kinder. Diejenigen, die in Frauenhäusern und Therapiezentren Raum und Hilfe gefunden haben, können dort nicht immer bleiben und wollen auch wieder auf eigenen Beinen stehen. Für sie und für die Mitarbeiterinnen von Frauenprojekten will der Verein SEKA auf der Adria-Insel Brac ein Haus einrichten, wo sie sich einen Urlaub lang erholen und neue Kraft schöpfen können.

Für die Realisierung dieses Projekts ist SEKA im April dieses Jahres aus der Arbeit des Hamburger Vereins „Sukaina“ entstanden, der seit rund vier Jahren Frauengruppen und -projekte in den Ländern des ehemaligen Jugoslawien unterstützt. „Sukaina“-Frau Müller hat in Bosnien und Kroatien mit Mitarbeiterinnen von Frauenprojekten mehrere Monate lang therapeutisch gearbeitet. Für die durch Krieg und Gewalt traumatisierten Frauen seien die Projekte noch auf lange Sicht überlebensnotwendig; viele ihrer Betreuerinnen seien jedoch selbst in unterschiedlichem Ausmaß traumatisiert, werden häufig für ihr Engagement diffamiert und leisten unter materiell schwierigen Bedingungen extrem belastende Arbeit – ohne Unterstützung durch Fortbildungen und Supervision.

Es bestünden kaum Möglichkeiten der Erholung und Entlastung für die Frauen, weiß Müller, und keine Chance, solche Angebote selbst zu finanzieren. SEKA hat sich vorgenommen, das für den Kauf und Umbau eines Seminar- und Erholungshauses erforderliche Geld in Deutschland aufzutreiben. Ein geeignetes Haus am Meer fanden die Frauen zufällig, als sie selbst für einige Tage aus dem kriegszerstörten Landesinneren auf die Insel vor der dalmatinischen Küste auswichen. Den Kontrast, die Schönheit und Unversehrtheit der Gegend habe sie zuerst kaum fassen können, sagt Müller.

Hier einige Wochen Ferien zu verbringen werde besonders auch für Kinder eine heilende Wirkung haben und die notwendige therapeutische Arbeit unterstützen. Auf lange Sicht soll das Haus auch Raum bieten für Treffen und Tagungen von Frauen aus allen Ländern des ehemaligen Jugoslawien.

Um das geplante Projekt realisieren zu können, sucht SEKA private Spenderinnen und Spender und hofft auf Sponsoring durch Firmen und Unternehmen. SEKA ist telefonisch unter 04185/4710 zu erreichen. Das Spendenkonto von SEKA Hamburg e.V. bei der Haspa (BLZ 200 505 50) hat die Kontonummer 1250/120696.