Steigerung der Uncoolness

■ Hobby-Filmer Klaus Beyer gastiert im Lichtmeß

Weil Mutti einfach die besten Leberwurstbrötchen schmiert, ist er ein Muttersöhnchen geblieben, trägt ausgebeulte beige Bundfaltenhosen und Polo-Shirts. Klaus Beyer ist die Steigerung der Uncoolness, und gerade das findet insbesondere die Berliner Szene gnadenlos cool.

Weil seine Mutti kein Englisch kann, übersetzte er die Texte seiner Lieblingsband, der Beatles, ins Deutsche, und sang diese mit herzerweichend scheppernder Stimme einer surrenden Super-8-Kamera vor. Inzwischen hat er vier Alben (Weißes Album, Magical Mistery Tour, Sgt. Pepper und Yellow Submarine) verfilmt und neu vertont. Mit reizendem Hüftschwung und unverfrorenem Lächeln taumelt er in den Videoclips etwas verstockt vor der selbstgebastelten Requisite im Gelsenkirchener Barock seiner Kreuzberger Wohnung. Elfengleich hoppelt er zwischen der im avancierten Kindergartenstil gestalteten Yellow Submarine-Fassade zwischen genialem Kunstsinn und stumpfsinnigem Blödsinn durch die Bude.

Klaus Beyer stellt die Kunstszene mit aller Naivität, aber auch mit großer Geste in Frage. Ein Umstand, der sich allenfalls mit seinen Anfängen als Filmemacher erklären läßt. Gleich zu Beginn wendet er sich dem Stoff zu, aus dem die Thriller sind: Dampferfahrten mit der Familie, Mutti beim Spaghetti-Essen und das Auto vor seinem Fenster. An dieser Filmsprache hielt er unbeirrt fest und eroberte damit die Herzen der Betreiber des Berliner Sputnik-Kinos, das seine Filme seit zehn Jahren einem staunenden Publikum zuführt.

Zu dem Gastspiel im Lichtmeß wird der Meister selbst anwesend sein und eine persönliche Auswahl seiner Filme dem geneigten Publikum eigenhändig vorführen. Danach wird Mitte Mai von Matl Findl gezeigt, ein fünfminütiger 35-mm-Film, in dem Klaus himself die Hauptrolle übernahm. Wer sich bis dahin noch kein Urteil gebildet hat, dem hilft vielleicht der Dokumentarfilm mit dem treffenden Titel Das andere Universum des Klaus Beyer, der sein unfaßbar aufregendes Leben verfolgt. Außerdem besteht noch die Gefahr, daß seine eigenwillige Interpretation der Beatles auch live zu hören sein wird. Mutti soll jedenfalls nicht dabei sein.

Volker Marquardt

Samstag, Lichtmeß, 21 Uhr