Einfangen der Sphärenklänge

■ Spiritualized – ein langanhaltender Ton nach „Spacemen3“

Im Mai des fernen Jahres 1989 versteckten sich zwei hünenhafte Jungs in großen Latschen völlig verschüchtert hinter den Boxen und verbreiteten von dort aus einen wild strudelnden Gitarrensog voller surrender Feedbacks und schwingendem Gezerre. Danach wurde für das verbliebene Häufchen der Zuschauer noch eine Akustik-Session abgehalten, die noch lange von sich Reden machte. Die beiden Hünen waren Jason Pierce und Sonic Boom aus London und zwei der Drei von Spacemen3. Nach drei wegweisenden Platten vertrugen sie sich nimmermehr und Jason Pierce machte als Spiritualized mit anderen Mitteln, aber mit dem gleichen Ziel weiter. Wo früher noch heftige Akkorde die Sphärenmusik einfangen sollten, sucht Spiritualized mit einzelnen Tönen und der dazwischengelagerten Stille, die des Kosmos zu erkunden.

Auch Pure Phase, die im Gewand einer kernseifengrünen Schatulle, die nachts leuchtet, angeliefert wird, ist wie das Debut Lazer Giuded Melodies vollgestopft mit den wabernden Nebeln bewußtseinserweiternder Drogen, wobei diese technologisch aufbereitet eher leuchtende Pillen als Gräser sein werden. Die Einfachheit langanhaltender Töne, die sich mühsam aus dem Chaos schälen und auch dann keinen Tritt fassen können, sondern eine suggestive, moderne Mantra leiern. Manchmal aber versteigen sich Spiritualized wie bei „Good Times“ in ein hymnisches Popstückchen, das alle Register eines Glücklichmachers zieht und für kurze Zeit mit der Welt versöhnt. Volker Marquardt

heute, 6. April, MarX, 21 Uhr