Die nackte Härte

■ Pink Films aus Japan zwischen Pornographie, Phobie und Kunst

Die Pink Films sind in Japan seit 30 Jahren fester Bestandteil der Filmszene und ebenso Sprungbrett für junge Filmemacher wie Experimentierlabor für schonungslose Tabubrüche. Sie sind auf 35 mm gedreht und gerade mal 60 Minuten lang. In dieser einen Stunde lassen sich kaum Geschichten ausspinnen, weshalb sie eher Skizzen der rigiden japanischen Zivilgesellschaft und ihre unausgesprochenen Obsessionen andeuten. Mit drei pinken Filmen stellt das Fama die abgründige Seite der japanischen Seele zwischen gewaltigem Sex und sexueller Gewalt vor und räumt mit den Klischees vom gefühlskalten Japaner ordentlich auf.

Den Anfang macht dabei der Episodenfilm No Man's Land von Zeze Takahisha, der in lakonischen Bildern die Wege vier Jugendlicher vor dem Hintergrund des Golfkriegs vernetzt. Die Kunststudentin Rika kommt aus Paris in das reichlich schrundig abgefilmte Tokio zurück, trifft aber in der Wohnung des Jugendfreundes nur Takeru, einen übellaunigen Killer, mit dem sie einen scheuen nachmittäglichen Beischlaf abhält. Anders als in den beiden anderen Filmen der Reihe, die Sexualität als Verwirrung und Bedrohung verstehen, ist Sex hier nur eine feine Steigerung des Alltags und das Abstreifen einer ausgebeulten, gestreiften Unterhose.

Rika hält den Killer unbeeindruckt für ihren Jugendfreund und bestellt ihn mit dem stümpernden Gangster Kobayashi, dessen Freundin sich unvermutet im Gestrüpp der Filmhandlung verlaufen hat, zum Spielplatz im Sumpf. Nebenbei wird mal schnell ein Waffenhändler erschossen, der Killer reicht Chicken Wings und der Golfkrieg stellt sich für einen kurzen verwackelten Moment als beklemmend nah heraus. Volker Marquardt

No Man–s Land: 6.-9. 4. / An Aria On Gaze: 13. -16. 4. / Tandem: 20. -23. 4., Fama, jeweils 23 Uhr