Nackte Tatsachen

Uta Tiedemann, Fernsehredakteurin bei der Hamburger Morgenpost, entblößte sich in der Mittwochsausgabe des Blattes in ihrer ganzen nackten Dummheit. Unter der Rubrik „Standpunkte“ forderte sie Fernsehkontrolleure für den Offenen Kanal, weil dort am vergangenen Montag um 19 Uhr ein Video lief, das sie nicht verstanden hat. Im Rahmen einer Reihe mit Kunstvideos stellte Hans-Christian Dany dort einen Film des dänischen Künstlers Peter Land vor, der das Thema „Körper“ in einer langen Sequenz behandelt, die den Künstler nackt vor der Kamera zeigt.

Da für Frau Tiedemann die Möglichkeit der Kunst, subtile Sachverhalte auszudrücken, ein ebenso großes Geheimnis darstellt, wie die Möglichkeiten des Gehirns, einmal nachzudenken, glaubt sie, sie habe hier Pornografie gesehen. Das Faschistoide (und hier ist dieser Begriff tatsächlich angebracht) an ihrer Selbstentblößung ist aber vielmehr, daß sie nicht die Nacktheit zensiert haben möchte (“Nichts gegen nackte, und wenn's geht auch noch durchtrainierte, Männerkörper“; falsche Komma-Setzung von der Autorin), sondern die Häßlichkeit, den „schmierigen Bierbauch“, der „abstoßend“ zu Musik zuckt.

In dieselbe Kerbe schlägt ein JR im Abendblatt, der das Recht auf freie Meinungsäußerung via Offenem Kanal verwirkt sieht, wenn dort „faltig-fettige Tanz-Nackedeis“ 20 Minuten lang in deutschen Wohnzimmern tanzen dürfen. Daß JRs Fernseher scheinbar keine Programmtaste hat und nur auf OK eingestellt ist, tut uns wirklich leid, aber überall sonst, wir versprechen es, herrscht die Demokratie der Fernbedienung. Wegschalten, wenn's zu klug wird, hilft immer. Ansonsten wünschen wir Ihnen beiden und dem zweiten Morgenpost-Schreiber Sven Töller einen Gutschein für eine Zeitreise ins Jahr 1935 verbunden mit einem Teilnahmeschein an Himmlers Lebensborn. Auch da war nur schön, was erlaubt war. Till Briegleb

PS: Nächsten Montag um 19 Uhr stellt Dany weitere Arbeiten Peter Lands vor