Eingehaust und abgedeckelt? Nein danke!

■ Die Anwohner fordern: Unsere Sengelmannstraße soll zweispurig bleiben! Von Heike Haarhoff

Die Ratschläge waren gut gemeint: Hart bleiben! Druck auf den Senat ausüben! Die Öffentlichkeit mobilisieren! Dabei waren die PolitikerInnen ebenso ratlos wie die rund 140 AnwohnerInnen und Mitglieder der BI „Sengelmannstraße muß zweispurig bleiben“. Am Dienstag abend diskutierten sie die Möglichkeiten, den geplanten vierspurigen Ausbau ihrer Straße noch zu verhindern. Die BI fürchtet im Falle der Fahrbahn-Verbreiterung zwischen Alsterkrugchaussee und Hebebrandstraße eine enorme Steigerung des Transit- und Flughafenverkehrs – und damit Lärm- und Umweltbelastungen für die AnwohnerInnen und angrenzenden Einrichtungen wie Schulen, Kindergarten und Pflegeheim.

Bisher liegen zwar weder konkrete Senats- noch Bürgerschaftsbeschlüsse vor, doch die Aussichten, planungsrechtlich gegen das Bauvorhaben vorzugehen, sind wenig erfolgversprechend. Darüber waren sich die Diskutierenden Gebhard Kraft (CDU), Klaus Scheelhaase (Statt-Partei), Ulrich Schönfeldt (SPD) und Heike Sudmann (GAL) einig: Der Planfeststellungsbeschluß vom Juni 1991, dem die Ortsumgehung Fuhlsbüttel unterliegt, müßte geändert werden, um den geplanten Tunnel unter der Alsterkrugchaussee zu stoppen. Er führt zur Sengelmannstraße, die deswegen demnächst vierspurig werden soll.

„Was bleibt, ist der politische Weg,“ forderte deshalb der SPD-Nord-Fraktionsvorsitzende Ulrich Schönfeldt. Und genau über den gibt es Streit: Gebhard Kraft würde eine verbreiterte Sengelmannstraße in Kauf nehmen, wenn sie unsichtbar, sprich tiefergelegt und abgedeckelt wäre. Abgasprobleme und hohe Kosten der „Einhausung“ – für Schönfeldt ein „Horrorszenario“ – schiebt der CDU-Politiker beiseite. Frei nach dem Motto „aus den Augen, aus dem Sinn“, wie die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der GAL kommentierte.

Beifall bei den AnwohnerInnen fand ihr Vorschlag, die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, um das Verkehrsaufkommen auf der Sengelmannstraße – derzeit rund 20.000 Pkw täglich – herunterzuschrauben. Auch eine oberirdische Stadtbahn zum Flughafen könnte genutzt werden. „Dieser Ansatz wird zu wenig diskutiert. Es geht dem Senat darum, den Flughafen anzubinden und eine Verbindungsstrecke zwischen den Autobahnen A7 und A1 zu schaffen“, sagte die GAL-Politikerin.

Entgegen der Überzeugung seiner Parteigenossen aus dem Senat sieht Schönfeldt einer „perversen Verkehrsentwicklung zum Flughafen“ entgegen und hält es für einen „Skandal“, daß sich die Planungen außerhalb der öffentlichen Debatte vollziehen.

Damit soll jetzt Schluß sein. Die BI will sich weiterhin einmischen, die GAL verspricht, Druck zu machen, die SPD-Nord sucht parteiintern Bundesgenossen, um die Mehrheit in der Bürgerschaft eventuell doch noch zu kippen. Nur der Vertreter der Statt-Partei, Klaus Scheelhase, war Dienstag noch unentschlossen: „Sie werden von mir kein Ja und kein Nein zum Ausbau der Sengelmannstraße hören“, ließ er das Publikum wissen. Er müsse sich erst noch informieren. Das kann sicher nicht schaden, Scheelhase ist verkehrspolitischer Sprecher seiner Partei in der Bürgerschaft.