„Zum Wohnen wird es da zu laut“

■ Investoren: Volkspark-Stadion wird abgerissen / Zwei Hallen müssen her Von Marco Carini

Hallenträume. Seit die Entscheidung für den Mehrzweckhallen-Standort Volkspark gefallen ist, wird eifrig geplant, konstruiert, gerechnet, zu- und abgesagt. Fünf Investoren hatten vor der Standortentscheidung ihr Interesse am Bau der Arena bekundet. Einer, der Rahlstedter Bauunternehmer Klaus-Peter Jebens, sprang nach der Senatsentscheidung in der vorigen Woche wieder ab.

Ein anderer, die Hamburger Bau-Firma „Deuteron“, wackelt noch. Andreas Wankum, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens: „Eine große Halle ist rein privatwirtschaftlich nicht zu finanzieren. Wir wissen noch nicht, ob wir uns unter der Prämisse „Null Staatsknete“ für den Standort Volkspark bewerben“. Mit Sicherheit hingegen will die Hamburger Wirtschaftsberatungsfirma Richter & Partner (R&P), die ihren „Arena-Park“ am liebsten aufs Heiligengeistfeld gesetzt hätten, ein Hallen-Konzept Volkspark einreichen.

Einig sind sich die PlanerInnen von „Richter & Partner“ und Deuteron in drei Punkten. Erstens: Sie können sich eine Hallen-Lösung nur im Doppelpack vorstellen. Während R&P an ein Stadion mit 50.000 bis 55.000 Sitzplätzen und eine Mehrzweckhalle für 15.000 bis 16.000 BesucherInnen denkt, plant Deuteron eine Nummer kleiner: Mit 40.000-45.000 plus 10.000 bis 15.000 Plätzen.

Gemeinsamkeit Nummer zwei: „Nur durch Veranstaltungen und ohne Randnutzung geht die Rechnung nicht auf“, erklären R&P-Projektleiter Gunter Retelsdorf und Andreas Wankum unisono. Noch scheint bei beiden Konzepten fast alles möglich: Ein Einkaufszentrum und ein Hotel, Gaststätten, Büros, Läden und Wohnungen aber auch ein Freizeitbad sind bei den Investoren ebenso im Gespräch wie öffentliche Sportanlagen für Tennis und Squash oder ein Rehabilitationszentrum. Fest steht nur: Die Volkspark-Arena soll rund um die Uhr KonsumentInnen und Verkehr anziehen. Andreas Wankum: „Zum Wohnen wird es da zu laut“.

Einigkeit zwischen beiden Investoren besteht auch darin, daß die von Hamburger Sportverein und Hamburger Senat ins Gespräch gebrachte Idee, die Stellinger Betonschüssel stückchenweise zu erneuern, ohne den Spielbetrieb zu unterbrechen, „privatwirtschaftlich nicht finanzierbar“ ist. Ein Konzept, welches das Stadion unverändert läßt, besitzt aber wenig Chancen. „Wer das Problem Volksparkstadion nicht löst, wird den Zuschlag nicht bekommen“ mutmaßt Gunter Retelsdorf. Im Klartext: Erst soll die Großhalle gebaut, dann das Stadion abgerissen werden.

Die Arena, in der dann auch die Bundesligaspiele des HSV stattfinden sollen, wird nach beiden Planungen über ein Dach verfügen, daß sich je nach Wetter öffnen und schließen läßt. Wankum: „Das ist zwingend gefordert“. An die Stelle des Volksparkstadions soll nach R&P-Konzept ein Teil der „Randnutzungen“ oder ein mehrstöckiges Parkhaus treten. Deuteron-Chef Wankum hingegen „weiß noch nicht, was wir mit dem Volksparkstadion machen werden“.

Nach dem aktuellen R&P-Konzept soll die Mammut-Arena im Nordosten, die Mehrzweckhalle im Norden des Auslaufmodells Volksparkstadion entstehen. Geht alles glatt, könnten Ende 1996 die Bauarbeiten beginnen; der Arena-Park könnte zur Jahrtausendwende fertig sein. Voraussichtliche Baukosten bei R&P: Weit über 600 Millionen Mark. Die sollen über mehrere Investment-Fonds, Zusammenschlüsse privater Kapitalanleger, aufgebracht werden.

R&P haben allerdings ein Problem: Sie gelten in der Stadtentwicklungsbehörde (Steb) als unseriös. Im Oktober hatte R&P behauptet, Senator Thomas Mirow das Projekt bereits mündlich vorgetragen zu haben. War aber nicht – Gespräche hatte es nie gegeben.