Drei gegen Eine

■ Tanztheater Arena auf Kampnagel

Eben hat sie noch selbstvergessen gespielt, da tauchen plötzlich drei verwegen aussehende Straßen-Kids auf. Schnell versteckt sich das Mädchen in Rock und Bluse hinter einem Stapel leerer Kisten. Das Herz schlägt ihr bis zum Hals, so laut wie die Trommel, in deren Rhythmus die anderen den Raum erobern.

Spannend war das, was die Bunte Bande des Tanztheaters Arena gestern auf Kampnagel anstellte. Graue und rote Getränkekisten, zwei blaue Müllsäcke und jede Menge alter Zeitungen, mehr brauchen die drei Tänzerinnen und ein Tänzer nicht für ihre phantasievollen Spiele.

Als die drei das brave Mädchen entdecken, scheint die Konstellation klar: Streetgang gegen Bürgermädchen. Aber so sicher sind die Bündnisse nicht. Streitereien in der Gang öffnen den Blick für neue Verbündete. Voller Lust und Kraft zeigten die Tänzerinnen das alte Kinderspiel von Anziehung und Zurückweisung. Wie die Akteurinnen sich dabei gegenseitig hochheben, umwerfen und wieder durch die Luft wirbeln, das wirkt schon akrobatisch. „Die muß ja viel Kraft haben“, zollt da der kindliche Kritiker seine Anerkennung.

Jeder verkörpert einen bestimmten Charakter in diesem Stück. Da gibt es natürlich jemanden, der das Sagen hat – die Bestimmerin. Ein treuer Vasall unterstützt sie, und die ängstliche Mitläuferin ist hin- und hergezogen zwischen Gang und Einzelgängertum. Dabei gelingt es der Truppe, nicht in Klischees abzugleiten: Selbst die Chefin erleidet Niederlagen, und das brave Mädchen will auch mal Anführerin sein. Als alle sie mit Papierkugeln bewerfen, weiß sie sich zu wehren.

Für Kinder ab fünf sei diese Produktion, so verspricht das Programm. Was sagt also der kindliche Kritiker nämlichen Alters? „Klar hat mir das gefallen, sonst wäre ich ja rausgegangen. Die hatten da zwei Säcke und da waren Papierknödel drin. Damit haben die sich beworfen und die Schnipsel in die Luft geschmissen. Das war witzig. Aber ich finde Theater besser wo die Theaterleute mehr reden.“

Iris Schneider