Abgründe der Kaffeetasse

Willst du eine saubere Tasse haben, mußt du zum Spülen in die Küche traben. Der Vers nach der Melodie „Katzenklo ...“ ist ab und zu in der taz-Redaktion zu hören, denn das Privateigentum an Bürotassen ist hier seit langem aufgehoben. So weit fortgeschritten ist der Umgang mit dem Kaffeepott in deutschen Büros selten, wie nun die Keramik-Tagung ans Licht brachte.

„Mit dem Reviergehabe um die Bürotasse verteidigen wir unseren Intimbereich am Arbeitsplatz, ein Stück Individualität auf kleinstem Raum“, sagte der Göttinger Kulturwissenschaftler Matthias Henke am Donnerstag beim 29. Internationalen Keramik-Symposium in Schleswig. Erstmals haben sich rund 70 Experten für gebrannte Tonwaren aus den deutschsprachigen Ländern und Osteuropa getroffen.

Auch Schleswig-Holstein ist nicht wegen eines kollektiven Umgangs mit Kaffeetassen, sondern wegen seiner traditionellen Irdenware und seinen Fayencen – weißglasierte und bemalte Tonwaren – „für die Keramikforschung eine spannende Region“, sagte Professor Konrad Spindler von der Uni Innsbruck. Landestypisch ist beispielsweise der „Bischof“, ein Punschgefäß, mit dem sich auch ein „Pottschnitt“ bewerkstelligen läßt. taz