Mißbrauchte Söhne

■ 42jähriger Bremer wegen sexueller Handlungen an Jungen in 200 Fällen angeklagt

„Wenn Sie den Mißbrauch zugeben, können wir den Kindern ersparen, daß sie öffentlich aussagen müssen“, sagte der Richter zu Beginn des Prozesses. „Nein, da war nichts“, antwortete der Angeklagte Heinz P. (alle Namen von der Red. geändert). Gestern begann im Bremer Landgericht ein Prozeß gegen den 42jährigen. Er ist angeklagt, von 1986 bis 1990 seinen Stiefsohn Andreas in 200 Fällen mißbraucht zu haben – sowie 1994 seinen Sohn Florian. Als die Übergriffe des Vaters begannen, war Andreas neun Jahre alt, sein Stiefbruder war gerade acht geworden. „Stimmt es, daß Sie Ihre Söhne aufgefordert haben, Sie oral und manuell zu befriedigen und daß Sie Ihre Söhne entsprechend angefaßt haben?“, fragte der Richter den Beschuldigten Heinz P. eindringlich. „Ich weiß nicht,“ antwortete der Angeklagte stockend. „Die Kinder wollten mich weg haben von ihrer Mutter.“ „Aber die Anzeige wurde doch erst nach Ihrem Auszug von zu Hause erstattet“, wunderte sich der Richter. Die Mutter von Andreas hatte den Angeklagten zehn Jahre zuvor kennengelernt und war mit ihren beiden Kindern Petra und Andreas mit ihm zusammengezogen. 1986 wurde der gemeinsame Sohn Florian geboren, danach zog Heinz P. immer wieder mal aus, unterhielt wechselnde Frauenbeziehungen, jobbte als Hilfsarbeiter und war häufig arbeitslos. Erst 1992 heiratete das Paar. „Sie holte mich immer zurück, sie kriegte mich rum“, erinnert sich Heinz P. Mit Andreas habe er sich gut vertragen, deshalb könne er die Anklage nicht verstehen.

Andreas ist der erste Zeuge im Prozeß. Eingeschüchtert, den Kopf nach unten gebeugt, macht der heute 21jährige seine Aussagen. Genau will er nicht beschreiben, was sein Stiefvater gemacht haben soll. „Das ist mir peinlich“, begründet er sein Zögern. Der Richter hilft mit vorsichtigen Nachfragen. In der Badewanne habe der Stiefvater sich befriedigen lassen, anschließend gab es meistens Geldgeschenke und die Androhung von Schlägen, sollte er jemandem davon erzählen. „Haben Sie mit jemandem darüber geredet?“, will der Richter wissen. Er habe es angedeutet, sagt Andreas. Aber die Mutter wollte ihm nicht glauben. Schließlich sei sein zehnjähriger Bruder Florian auffällig bedrückt gewesen. „Er hat ganz viel gegessen, da hat ihn ein Freund von mir angesprochen, was denn los ist.“ Nachdem auch der Bruder von Übergriffen des Vaters erzählte, glaubte die Mutter den Kindern. Florian, der mittlerweile vom Kinderschutzbund betreut wird, hat Angst vor seinem Vater öffentlich auszusagen. Das Gericht beschließt, die Öffentlichkeit auszuschließen und gestattet dem Vater, in der hinteren Ecke des Gerichtssaals zuzuhören. Die Mutter wartet draußen. „Ich habe gedacht, sowas gibt es nur im Fernsehen und den Kindern nicht geglaubt,“ berichtet sie. Erst als Florian im Hort auffällig wurde und er immer dicker geworden sei, habe sie Hilfe beim Kinderschutzbund gesucht. Sie selbst sei mehrmals von ihrem Mann zusammengeschlagen worden, aber „ich habe gedacht, er ändert sich noch.“ hoff

Der Prozess wird fortgesetzt.