Eine lange, unnötig giftige Reise

■ Kokosmatratzen müssen nicht giftig sein, sagen die Hersteller. Doch immer wieder findet sich Lindan und PCP

„Wie können wir verhindern, daß Lindan oder PCP in die Kokosfaser kommen?“ Diese Frage, sagt ein Matratzenhersteller, der namentlich nicht genannt werden will, beschäftige die Branche schon seit Jahren. Zahlreiche Tests würden vorgenommen, um einwandfreie Ware zu garantieren. Und trotzdem komme es immer wieder zu Belastungen.

Die Wege, bis aus der Kokosnuß eine Kokosmatratze geworden ist, sind lang. Beispiel Sri Lanka: Kokosnüsse werden dort von den Kokosbauern geerntet und noch im Land aufgespalten und zu Kokosfasern verarbeitet. Diese Fasern werden dann zu Ballen gepreßt und zur Weiterverarbeitung gegeben. Für die Herstellung von sogenannten Fertigkomponenten für Matratzen wird die Kokosfaser mit verschiedenen anderen Naturkomponenten wie zum Beispiel Roßhaar versetzt. Schließlich gelangen die Teilkomponenten zum Matratzenhersteller. Dort werden die Schlafunterlagen zusammengesetzt und überzogen. So kommen sie in den Handel.

Der befragte Matratzenhersteller kann nicht verstehen, daß die Ballen mit Rohmaterial immer noch mit Lindan oder PCP behandelt werden, um sie vor Schädlingsbefall zu schützen. Das sei nämlich bei Kokosfasern an sich gar nicht nötig, da die Fasern als sehr robust gelten.

Das Pilzvernichtungsmittel PCP ist auch im Überzug alles andere als harmlos. Im Tierversuch hat es sich als krebsauslösend erwiesen und seine Herstellung und sein Vertrieb sind in Deutschland seit 1989 verboten. Nicht weniger gefährlich ist das Nervengift Lindan. Keinem Hersteller, sei es nun von Möbeln oder von Matratzen, kann daran gelegen sein, mit diesen Stoffen in Verbindung gebracht zu werden.

Schon als es vor gut einem Jahr die ersten Veröffentlichungen zum Thema PCP und Lindan in Kokosmatratzen gab, ging der Absatz in Deutschland spürbar zurück. Bei den deutschen Herstellern wurde fortan noch stärkerer Druck auf die Lieferanten und Zwischenhändler ausgeübt. Schließlich ist das Geschäft mit Kokosmatratzen, gerade im Kinderbereich, lukrativ. Vier bis fünf Produzenten teilen sich den deutschen Markt auf und jeder liefert im Schnitt 50.000 Kokosmatratzen im Jahr aus.

Problematisch ist die Situation auch für die Händler. Sie berichten von erheblichen Schwierigkeiten, wenn sie die Lieferanten auffordern, giftfreie Ware zu garantieren, um diese Garantie an ihre Kunden weitergeben zu können.