Freispruch für das Apartheid-Regime

■ Südafrikas früherer Verteidigungsminister und 15 Mitangeklagte in Mordprozeß für unschuldig erklärt

Johannesburg (taz) – Südafrikas erster großer politischer Prozeß endete gestern mit einem Freispruch für alle Angeklagten. Der ehemalige Verteidigungsminister Magnus Malan sowie acht weitere frühere Generäle in der Armee, Mitarbeiter des militärischen Geheimdienstes und sieben Mitglieder der Inkatha-Freiheitspartei (IFP) wurden vom Obersten Gerichtshof für unschuldig erklärt. Die Anklage hatte auf 13fachen Mord, fünffachen versuchten Mord und Verschwörung zum Mord gelautet.

Den 16 Angeklagten war vorgeworfen worden, in ein Massaker an 13 Menschen im Jahr 1987 verwickelt gewesen zu sein. Malan war das erste Regierungsmitglied aus der Apartheid-Zeit, dem der Prozeß gemacht wurde. Das Verfahren gilt als Präzedenzfall für künftige Prozesse.

In seiner Urteilsbegründung ließ der Vorsitzende Richter Jan Hugo kein gutes Haar an der Anklage. Die drei Kronzeugen des Generalstaatsanwalts seien Lügner. Die Aussagen des wichtigsten Kronzeugen, des früheren Majors Johan Opperman, seien widersprüchlich und vollkommen unglaubwürdig. Nicht erwiesen sei auch, daß die geheime „Operation Marion“ der südafrikanischen Armee, in der sie Mitglieder der Inkatha-Todesschwadron IFP paramilitärisch ausbilden ließ, illegal gewesen sei. Einige Mitglieder dieser sogenannten Todesschwadron sollen später mit Erlaubnis der Armee das Massaker begangen haben. Außerdem sei nicht erwiesen, so Hugo weiter, daß die Ausbildung dazu diente, politische Gegner umzubringen.

Malan, der seine Anklage als „schwärzeste Stunde der Demokratie in Südafrika“ bezeichnet hatte, erklärte nun zufrieden, die Demokratie habe sich bewährt. Einen Triumphzug vor dem Gericht veranstalteten Inkatha-Mitglieder. Präsident Nelson Mandela, zugleich auch Vorsitzender des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC), sagte, er akzeptiere das Urteil vollkommen. Kordula Doerfler

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