Therapie für Holst?

■ Der Frauenmörder soll doch nicht in den Knast: neues psychiatrisches Gutachten

Die bundesweite Diskussion um den Umgang mit Sexualstraftätern und die Forderung nach Therapien sind auch an Hamburg nicht spurlos vorrüber gegangen. Heute wird der dreifache Frauenmörder Thomas Holst (31) von dem Göttinger Psychiatrie-Professor Ulrich Venzlaff erneut auf seine Therapiefähigkeit untersucht.

Die forensische Psychiatrie des Allgemeinen Krankenhaus Ochsenzoll war zu dem Schluß gekommen, Holst sei nicht therapierbar und wollte ihn ins Gefängnis verlegen. Doch bevor es dazu kam, gelang dem zu lebenslanger Haft verurteilten Holst vor einem Jahr mit Hilfe seiner Therapeutin Tamar Segal die Flucht. Drei Monate später stellte er sich nach der Verhaftung Segals der Polizei.

Nach wie vor sollte Holst, dessen angebliche Persönlichkeitsspaltung die Ochsenzoll-Ärzte für Simulation halten, in den Knast abgeschoben werden. Doch dann ließen die Vorfälle in Belgien und der Tod der siebenjährigen Natalie die Forderung nach mehr und besserer Therapie für Sexualverbrecher laut werden. Natalie wurde von einem vorbestraften Kinderschänder ermordet, den die Justiz jahrelang wie einen normalen Verbrecher behandelte. Fachleute sind sich einig, daß eine Gefängnisstrafe die Gefährlichkeit dieser Tätergruppe kaum beeinflußt. Therapien aber gibt es kaum, sachkundige Therapeuten noch weniger. Selbst in der forensischen Psychiatrie, klagen Kritiker, würden Sexualstraftäter mehr verwahrt als behandelt.

„Die Rückfallquote bei psychiatrisch behandelten Sexualstraftätern liegt bei 20 Prozent“, so Holst-Gutachter Venzlaff. Falls er zu dem Ergebnis komme, Holst sei thearapierfähig, müsse herausgefunden werden, welche psychiatrische Methode für ihn sinnvoll sei. sim