„Schulung linksextremer Aushilfsterroristen“

Grüne Ministerin glaubt, was in der BamS steht: Kiel will Jugendgruppen wegen eines Rollenspiels das Geld sperren, Hamburg sieht das gelassener  ■ Von Judith Weber

Bild Dir Deine Meinung“ – dieser Aufforderung scheint die grüne Jugendministerin von Schleswig-Holstein, die ehemalige Hamburger GAL-Bürgerschaftlerin Angelika Birk, gerne nachzukommen: Geld zurück, fordert sie von den Jugend-Projektwerkstätten, die am Wochenende in Bad Oldesloe einen Jugend-Umwelt-Jahrmarkt veranstaltet hatten. „Rechtswidrige Handlungen können nicht mit öffentlichen Geldern finanziert werden“, stellte Birk gestern klar.

Denn auf dem Treffen, behauptete Springers Bild am Sonntag, hätten die TeilnehmerInnen gelernt, sich bei Demonstrationen mit Gewalt gegen die Polizei zu wehren (taz berichtete). Die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein hatten den Markt mit etwa 20.000 Mark unterstützt. Vom Kieler Jugend- und vom Umweltministerium soll der Umweltmarkt aber nun kein Geld mehr bekommen. Morgen will Birk mit den Veranstaltern darüber reden, wieviel Geld sie ihnen streicht. Umwelt-Staatssekretärin Henriette Berg (auch grün) assistierte, der „Vertrauensvorschuß ist aufgebraucht“. Eventuelle Förderanträge für den Jugend-Umwelt-Markt 1997 würden deshalb nicht mehr berücksichtigt.

Die grüne Partei stellte sich derweil hinter die Werkstätten. Vorstands-Sprecherin Antje Jansen kritisierte die „öffentliche Diffamierung“ der Veranstaltung. Die BamS habe aus den etwa 70 Arbeitskreisen des Marktes gezielt einen herausgegriffen, um die „anerkannt gute“ Umwelt-Jugendarbeit der Werkstätten zu zerstören. Auch die Kieler SPD-Fraktionschefin Ute Erdsiek-Rave warnte davor, „die Förderung des Jugend-Umwelt-Marktes pauschal in Frage zu stellen“.

Die Projektwerkstätten streiten die Vorwürfe der Springer-Gazette ab. Bei dem Arbeitskreis sei es lediglich darum gegangen, sich mit Hilfe eines Rollenspiels mit Demonstrationssituationen auseinanderzusetzen. Von einer Broschüre, die unter den Jugendlichen verteilt worden sein soll und diese „zu Gewalt angestachelt“ habe, wissen weder die Projektwerkstätten noch der Leiter des Arbeitskreises etwas. Wenn überhaupt, dann „muß sie von TeilnehmerInnen verbreitet worden sein“, vermuten die VeranstalterInnen.

Ein Grund, das Geld für den Markt zu streichen, sei das jedenfalls nicht, findet Friedrich Goerke, Sachbearbeiter beim Hamburger Jugendamt. Seine Behörde hat den Werkstätten etwa 6000 Mark zur Verfügung gestellt, die auch nicht zurückgenommen werden sollen. Zwar will Goerke sich heute mit Mitarbeitern der Projektwerkstätten treffen, aber „nicht, um den Richter zu spielen“. Statt dessen möchte er klären, wie die Work-shops in Zukunft besser geplant und kontrolliert werden können: „Man sollte Geld nicht als Druckmittel benutzen“, sagte Goerke gegenüber der taz.

Eine verfassungsfeindliche Ansicht, findet die Hamburger Junge Union. Der CDU-Nachwuchs sieht in dem Jugend-Jahrmarkt schlicht eine „Schulung linksextremer Aushilfsterroristen“.