Mit Begleitung

■ Bei RB: Das Trio Bartholdy

Letztes Jahr haben Nathalie und Dominique Juchors (KLavier und Violine) und Guillaume Paoletti (Cello) den ersten Preis im Fach Kammermusik beim renommierten ARD Wettbewerb gewonnen. Beim jetzigen, zusammen mit dem Institut Francais veranstalteten Bremer Debut des „Trio Bartholdy“, wie das Trio sich seit der Gründung 1992 nennt, wurde allerdings deutlich, wieviel dieser Preis auch mit dem Mangel an Anbegot im Fach Klaviertrio zu tun hat. Denn auf der technischen Ebene läuft bei den jungen Parisern so ziemlich alles makellos und bewundernswert, während am Verständnis dessen, was man generell unter Kammermusik, besonders unter Trio verstehen müßte, noch einiges zu wünschen übrig bleibt.

Da ist vor allem eine auffällige (männliche?) Gruppenbildung, die nur den Geiger und den Cellisten sich ständig aufeinander beziehen läßt. Das ist auch schon äußerlich sehbar, Blickkontakt kann der im Vordergund sitzende Geiger zu der Pianistin überhaupt nicht herstellen, der Cellist mit Schwierigkeiten. Das heißt, daß die tapfere Nathalie Juchors im Hintergrund mit einem Höchstmaß an Einsatz den Zusammenhalt wahren muß und dies unter den unguten Vorbedingungen schlichtweg hervorragend tut. So gut wie nie aber kommt es zu einem perlenden und glänzenden Klaviersatz, der auch einmal etwas vorgibt und fordert und sich nicht nur irgendwie durchschlängelt. Für die Klaviertrios von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven wäre das auch musikalisch unbedingt erforderlich gewesen: es sind Klaviertrios. Stattdessen spielt der Cellist die kleinsten Solostellen expressivst aus.

Für die Wiedergabe des Klaviertrios in g-Moll von Ernest Chausson galt das nicht: denn in diesem riesigen Stück sozusagen französischer Wagnernachfolge müssen sich – rein von der Struktur her – nicht die Bälle zugespielt, sondern ein großbogiger Klangrausch produziert werden. Das war mit fast improvisatorischem Gestus und sinnvollen dramaturgischen Proportionen hervorragend gemacht und begeisterte das zahlreich erschienene Publikum im Sendesaal.

Ute Schalz-Laurenze