Medienschau

Nahezu in allen Kommentaren der türkischen Tageszeitungen (Frankfurt) dominiert das Thema der Skandalreise des islamistischen Ministerpräsidenten Erbakan nach Libyen. Erbakan mußte sich aus Gaddafis Mund vor Journalisten anhören, daß Ankara seine Kurden brutal verfolgt und auch Kurden ein „Platz unter der Sonne ds Nahen Ostens gebührt“.

Erbakan umarmt jeden beschnittenen Diktator

„Die Diplomatie von Erbakan und Çiller ist in einem Beduinenzelt vergewaltigt worden“, so lautet der Titel des Leitartikels des Massenblatts Sabah. „Die islamistische Refah-Partei kündigte eine würdevolle, selbstbwußte, nicht immer proamerikanische und mit islamischen Bruderstaaten versöhnliche Außenpolitik an. Das alles sind laute Slogans, jedoch keine Konzeption. Die Außenpolitik wird dadurch nicht würdevoll, daß sie sich allein gegen die USA richtet. Sie hat lediglich auf Interessen der Türkei zu basieren. Die außenpolitischen Träume und Fiktionen Erbakans sind in einem Beduinenzelt in der libyschen Wüste zunichte gemacht worden. Will die Türkei in der Zukunft ,die Rolle des Anführers der islamischen Welt‘ für sich in Anspruch nehmen, dann ginge dies nur, wenn man den Islam von Refah-Partei und Erbakan befreien würde. Die ganze Welt weiß, daß Gaddadfi ein unberechenbarer Psychopath ist. Hat dies Erbakan nicht gewußt. Erbakan, der wohl jeden beschnittenen Diktator als einen muslimischen Bruder umarmt, und seine Außenministerin Çiller müssen die Rechnung dafür bezahlen, daß das Ansehen des Erben (Türkei) des großen osmanischen Imperiums in einer seiner ehemaligen Provinzen (türk. Trablus = Libyen) derart mit Füßen getreten wurde. Natürlich innerhalb demokratischer Regeln.“(8.10)

Mit dem letztwöchigen Spiegel-Bericht über türkische Islamisten, die die CDU unterwandern wollen, befaßt sich der Bonner Kolumnist der national-liberalen Tageszeitung Hürriyet: „In den letzten Jahren beobachten wir, daß in der deutschen Öffentlichkeit ,die Gefahr eines fundamentalistischen Islams‘ permanent wachgehalten wird. Die deutschen Medien schicken sich an, nahezu jeden praktizierenden Muslim für einen islamischen Fundamentalisten zu erklären. Diese Haltung nehmen auch die meisten deutschen Politiker ein. Während in Deutschland jeden Sonntag die Menschen millionenfach die Kirchen besuchen, kommt hier keiner – vernünftigerweise – auf die Idee zu sagen, daß es sich bei diesen Menschen um fundamentalistische Christen handelt. Unbestritten ist, daß es unter den drei Milionen Muslimen in Deutschland auch Fundamentalisten gibt. Allen voran fällt hier die IGMB ,Islamische Gemeinde Milli Görüs‘ auf. Diese Vereinigung wird auch vom Verfassungsschutz als eine Gefahr für den inneren Frieden in Deutschland bezeichnet.“ (7.10.)

Die Medienschau bezieht sich auf türkische Medien, da diese mit eigenen Büros und Ausgaben in Deutschland vertreten sind und starken Einfluß auf die größte Emigrantengruppe in Deutschland haben.