Romantischer Zauber und orientalischer Schauder

■ Neue und alte Highlights zum 961. Freimarkt auf der Bürgerweide

Höher, schneller, verrückter - irgendwann geht's nicht mehr, doch Bremens 961. Freimarkt, der am Freitag um 18 Uhr seinen Lauf nimmt, sattelt nochmals einen drauf. Zu den gewohnten Attraktionen wie Karussell, Riesenrad und Achterbahn kommt dieses Jahr noch Extremeres.

Höher als alles dagewesene ist das 95 Meter hohe „Top of the World“, für einige Wochen Bremens höchstes Bauwerk. Alpinisten schlägt schon jetzt das Herz höher: Eine kreisförmige Gondel bewältigt den Aufstieg in weniger als einer Minute. Schnelleren Transport garantiert nur noch „Free Fall“, eine baggerartige Riesenspinne mit fünf Armen, die nur im Stehen noch recht behäbig dreinschaut. „Da geht es mit einiger Rasanz vonstatten“, meinte Marktmeister Wolfgang Ahrens gestern vor der Presse. Und: „Ich würde mir überlegen, ob ich da vorher oder nachher mein Bier trinke.“ Ausprobiert hat er's freilich selber noch nicht.

Weitere Neuheiten: „Geister-Rikscha“ verspricht orientalischen Schauder in chinesischen Fahrradkutschen, und „Move it“, das Multifunktions-Karussel, dreht sich nach allen Richtungen. Geradezu zahm wirken dagegen die bunten Wägelchen der Raupen-Bahn, die übrigens schon in den fünfziger Jahren auf dem Freimarkt verkehrte. Die neue Version soll unberechenbar mal geschwind, mal langsam dahinziehen. Und wenn sich das Faltdach schließt, „dann bleiben schon mal sechs, sieben Sekunden zum Küssen“, so Ahrens.

Auch ein Minus verzeichnet der 961. Freimarkt: An der Stelle der letztjährigen Halle 5 hält bis auf weiteres nur ein großer Kran die Wache, ganz ohne Vergnügungswert. Neben dem Congreß-Centrum steht dieses Jahr das blau-weiße Bayernzelt, das wie gehabt zünftige Musi und 0.4 Liter Bier zu 6.50 Mark bietet. Daneben gehört das Riverboat zum bewährten Kanon bremischer Bierseligkeit; bei Live-Musik kostet der Drittel-Liter 4.50 Mark, sonst nur 3.50 Mark.

Wer dagegen Champagner, gastronomisch Hochveredeltes und überhaupt nordisches Fluidum bevorzugt, mag sich für das Hansezelt mit seinem gedämpften Licht und dem schimmernden Sternenäther entscheiden. Bei der Vergabe der freigewordenen Lizenz an das Restaurant Topaz habe man besonders den Geschmack des „anspruchsvolleren Publikums“ berücksichtigt, erklärte Ahrens.

Der Freimarkt beginnt mit dem Faßanstich durch Innensenator Ralf Borttscheller am Freitag um 18 Uhr im Bayernzelt. Am Dienstag, 22.10., sind dann alle Senioren ab 15 Uhr zum Singen und Schunkeln ins Bayernzelt eingeladen; um 21 Uhr folgt ein Feuerwerk. Den traditionellen Freimarktumzug gestalten 120 Gruppen am Samstag, 26.10., ehe am Sonntag, 3.11., Bremens fünfte Jahreszeit endet.

Die Gastronomen der Innenstadt wollen während der Festzeit nicht hintan stehen: Mit billigeren Menüpreisen und guter Stimmung wolle man die Volksfestbesucher in die eigenen Stuben locken, sagte deren Sprecher Ulrich Straten. „Wir haben uns in den letzten Jahren etwas vernachlässigt gefühlt“, erklärte er.

ahm

P&R-Pendelbusse verkehren zwischen der Universität und dem Freimarkt täglich bis ca. 30 Minuten nach Freimarktende, also wochentags bis 23.30 Uhr, freitags und samstags bis 0.30 Uhr. Die Straßenbahnen der BSAG fahren während des Freimarkts täglich auch von 0.00 bis 2.30 im verdichteten 30-Minuten-Takt.

Die Bahn setzt für die nächtliche Rückfahrt nach Vegesack, Verden und Twistringen Zusatzzüge ein; zusätzliche Nachtbusse verkehren ab Bremen Hauptbahnhof nach Kirchweyhe (Linie 120), Ottersberg (130) und Delmenhorst (131), über Brinkum nach Harpstedt (104), Syke (102) und Bassum (101).

Weitere Infos unter 5363-288 bei der VBN-Geschäftsstelle oder 5596-333 bei der BSAG.