Otis verlagert Werk

■ Aufzugfirma Otis gibt Werk in Pankow auf. 220 Arbeitsplätze weg

Bald gibt es keine Spezialaufzüge mehr aus Berlin. Das Otis- Werk in Pankow, das Aufzüge in Sonderanfertigungen herstellt, soll „definitiv“ ins westfälische Hallenberg verlagert werden. Dort steht bereits ein Otis-Werk. Damit gehen über 220 Arbeitsplätze im Ostberliner Werk verloren.

Die Auslagerung sei notwendig geworden, erklärte der Marketingleiter des Unternehmens, Rainer Janz, um die Position von Otis im „umkämpften Markt“ für Spezialaufzüge zu festigen. Bei einem erneuten wirtschaftlichen Vergleich habe sich ein deutlicher Gesamtkostenvorteil des westfälischen Werks gezeigt.

Gestern wurde die Belegschaft über diese Entscheidung informiert. Die Gewerkschaft IG Metall war mit einem Lautsprecherwagen präsent, um die Mitarbeiter über ihre Ansprüche zu unterrichten. Kurz vor Beginn der Presserunde in den Räumen des Betriebsrats begannen drei Mitarbeiter emsig die Werkseinfahrt zu fegen. Von Frustration keine Spur. „Die Leute haben teilweise die Entscheidung noch gar nicht begriffen“, sagte der Gewerkschafter von der IG Metall, Uwe Hecht.

Bereits Anfang Juli hatte die Firma Otis davon gesprochen, daß man das Werk zum Jahresende schließen wolle. Die Geschäftsführung war vom Aufsichtsrat gebeten worden, diese Entscheidung zu überdenken. Zwar hatte der Betriebsrat Bereitschaft signalisiert, über eine Senkung der Produktionskosten zu verhandeln, doch damit hätten die „entscheidenden Montagekostenvorteile“ (Janz) bei einer Verlagerung nicht kompensiert werden können.

Doch Gewerkschafter Hecht hat den Eindruck, daß die Unternehmensleitung „diesen Standort einfach nicht mehr will“, ein Interesse an einer Kostensenkung für das defizitäre Werk bestünde „nicht wirklich“.

Von der Verlagerung sind nur die 220 Pankower Beschäftigten betroffen. Im Werk Borsigwalde wird Otis weiterhin 1.500 Angestellte beschäftigen. Dies ist ein Drittel der Gesamtbelegschaft. Die Unternehmensleitung hatte zwar von Ersatzarbeitsplätzen für knapp die Hälfte der Belegschaft gesprochen, jedoch müßten diese dann größtenteils nach Westdeutschland umziehen. Der Betriebsratsvorsitzende Joachim Gebert äußerte sich dazu skeptisch: „Solange es keine konkreten Beschäftigungszusagen gibt, die auf mehrere Jahre angelegt sind, wird sich kein Mitarbeiter darauf einlassen.“ „Die Verhandlungen darüber laufen noch“, so Janz. Für die Mitarbeiter soll auch ein Sozialplan ausgehandelt werden. Voraussichtlich wird das Werk im Frühjahr 1997 geschlossen. Frank Fölsch