Unterm Strich

Der 59jährige Regisseur Peter Stein erhält den Kortner-Preis 1996. Diese zehnte Verleihung des von der Zeitschrift Theater heute gestifteten Preises (Wert: 10.000 Mark) wird am 17. November im Deutschen Schauspielhaus Hamburg stattfinden. In der Begründung heißt es, Stein habe als Regisseur und Theaterleiter in den vergangenen drei Jahrzehnten das deutsche und europäische Schauspiel entscheidend geprägt. „Seine unnachgiebige Erforschung der Texte, sein psychologischer Realismus und sein ästhetischer Wagemut setzen das Werk Fritz Kortners fort, dessen Regieassistent er zur Zeit seiner Anfänge an den Münchner Kammerspielen war.“ Die Jury bestand in diesem Jahr aus Jutta Lampe, Schauspielerin an der Berliner Schaubühne, Frank Baumbauer, Intendant des Deutschen Schauspielhauses Hamburg, und Michael Merschmeier, Redakteur von Theater heute. Stein, ehemals Leiter der Schaubühne, will seinen 1997 auslaufenden Vertrag als Schauspielchef der Salzburger Festspiele nicht verlängern und wendet sich ganz nach Berlin: Für 1998 plant er ein Projekt am Berliner Ensemble im Vorfeld des 100. Geburtstages von Bertolt Brecht. Außerdem verhandelt er schon seit längerem wegen seines Lieblingsvorhabens, Goethes „Faust“ in voller Länge mit Bruno Ganz in der Titelrolle zu inszenieren. Im November beginnt außerdem seine Vorlesungsreihe am Studiengang Schauspiel der Berliner Hochschule der Künste.

Auch die gemeinsame Filmförderung von Berlin und Brandenburg könne die Abwanderung von wichtigen und großen Projekten nicht mehr verhindern, erklärte Filmboard-Chef Klaus Keil in einem Gespräch mit der Märkischen Allgemeinen Zeitung. Die Kürzungen seines Förderetats angesichts der starken Konkurrenz in Nordrhein-Westfalen und Bayern geißelte er als „kurzsichtig“ und „katastrophal“. Etliche seien schon gegangen, sagte Keil. Und wenn auch noch andere abwandern würden, herrsche in Berlin und Brandenburg „Wüste – trotz der technischen Hochrüstung“. Die Abwanderung sei kein Wunder, wenn Bayern mit einem Förderetat von 50 Millionen Mark, Nordrhein-Westfalen gar mit 70 Millionen Mark lockten. „Wie sollen wir da mit unseren lumpigen 23 bis 25 Millionen Mark konkurrieren?“

Anderswo gibt's ebenfalls Grund zur Klage: Eigentlich müßte das 75. Jubiläum des Festivals für Neue Musik in Donaueschingen am Freitag ungebrochen festlich begangen werden. Da aber der Hauptgeldgeber Südwestfunk drastische Finanzierungskürzungen angekündigt hat, wird es wohl eine eher betrübte Angelegenheit. Denn obwohl das Land Baden-Württemberg und eine Bank in die Bresche springen, ist die Finanzierung nur bis zum Jahr 2000 gesichert. Trotzdem will Programmchef Armin Köhler weiter versuchen, „die musikalische Avantgarde nach Deutschland zu holen“. Mäzene, bitte meldet euch!