Kohle, Kleinkrieg und Kumpane

■ In American Buffalo, der Verfilmung eines Theaterstücks von David Mamet, legt Dustin Hoffman seine Technik offen

Ein Film mit Dustin Hoffman kann ja nicht ganz mies sein, denkt man. Stand der Edel-Mime doch in jedem Jahrzehnt einem Meisterstück vor. Doch nach Die Reifeprüfung (1967), Der Marathon-Mann (1976) und Tootsie (1983) hat er bisher in den 90ern mit Dick Tracy, Hook und Outbreak, nach seinen Maßstäben, nur Dutzendware abgeliefert. Das sollte sich nun (und das merkt man dem Perfektionisten in jeder Szene an) mit American Buffalo ändern.

Doch bei diesem kaum verschnittenen Dialog-Marathon kommt die versierte Technik im Spiel Hoffmans – mit Zopf und Dreitagebart unter Dauerhochdruck – allzu deutlich heraus. Die Adaption des Stücks von David Mamet hat der Debütant Michael Corrente in einem New Yorker Trödelladen in Szene gesetzt. Der 37jährige Regisseur hegt jedoch soviel Hochachtung vor dem erfahrenen Profi, daß er seine Kamera stets in respektvoller Distanz hält. Kaum eine Nahaufnahme durchbricht die Zurückhaltung zu dem Schauspieltrio um Hoffman. Und die plappern und fischen sich an, was das Zeug hält. Wenig Erlösung gibt es aus den Wortkaskaden des Sprechtheaters Mamets, den Corrente in seinem düsteren Kammerspiel hübsch wortgetreu abbildet.

Der American Buffalo ist ein wertvoller antiker Nickel, der Don (Dennis Franz), dem Besitzer eines verstaubten Trödelladens, von einem Münzsammler abgeluchst wurde. Zusammen mit dem jungen Afro-Amerikaner Bobby (Sean Nelson), dem er gerne väterliche Ratschläge erteilt, wittert er die Chance seines Lebens. Doch Teach (Dustin Hoffman), ein Poker-Freund Dons, will mitmischen und bringt einiges durcheinander. Wenn Don immer wieder auf das rein Geschäftliche insistiert, dann weiß er selbst, daß er Hohn gestraft wird. Denn der Druck des Kapitals, des Nickels, auf Freundschaften ist einfach zu groß. So dokumentiert David Mamet, wie schon in Glengarry Glen Ross, die Inhumanität des Geschäftslebens. Doch wie schon bei der verunglückten Verfilmung von Mamets Skandalstück Oleanna im letzten Jahr entziehen sich dessen thematisch schwer beladenen Dialoge ohne Eingriffe des Regisseurs dem Medienwechsel.

Denn vor dem Geschichtenerzählen, so der österreichische Filmanalytiker Karl Sierek, ist die Kinematographie zunächst eine weiße Tafel, die mit bewegten Punkten, Linien und Flächen bevölkert wird. Über das Verhältnis von Erzählung und Bild läßt sich gewiß streiten. Kaum aber darüber, daß Kino kein mit steifer Kamera abgefilmtes Theater ist. Ein Film für die wenigen Freunde von Theater im Fernsehen.

Volker Marquardt

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