Sänger mit Schauspielqualitäten

■ taz-Serie Bremer SängerInnen und SchauspieleInnen / Heute: Andres Reblin

Die OpernfreundInnen, die auch kleinere, trotzdem herausragende Rollen wahrnehmen, kennen ihn schon: Andres Reblin, Baß, 1965 in Stuttgart geboren, hat in „Boris Godunow“, in „Madame Butterfly“ und in „Jakob Lenz“ mitgewirkt. Für die neue Spielzeit ist er fest engagiert, seine erste Rolle ist die des Volz in den „Meistersingern von Nürnberg“. Dann wird man ihn als Morales in „Carmen“ hören und als Malatesta in „Don Pasquale“.

Keine Vernachlässigung des Schauspielerischen

Andres Reblin ist Absolvent der Hamburger Musikhochschule und Gesangsschüler von Tom Krause, der genau das Fach gesungen hat, in das Reblin hineinwachsen wird. In den studentischen Aufführungen hat er den Figaro gesungen, den Masetto in Don Giovanni, den Alfonso in Cosi fan tutte. Nicht selten und zu Recht wird die Vernachlässigung des schauspielerischen Anteils in der Ausbildung zum Opernsänger beklagt. „Für Hamburg gilt das nicht. Wir durchlaufen in unserem Studiengang zwei komplette Inszenierungen in einer technisch voll ausgerüsteten Bühne und werden darüberhinaus vom Studiengang Musiktheaterregie ständig gefragt, ob wir in deren Inszenierungen mitmachen“. Gefragt, für wie wichtig er denn die Regie hält: „Außerordent-lich. Sie muß, mehr als die musikalische Interpretation, die Berechtigung für diese doch paradoxe Kunstform liefern. Wenn wir einen guten Regisseur haben, Rollen entdecken und entwickeln können, bleibt eigentlich dafür immer zu wenig Zeit“. Der Sohn eines Pastors wollte ursprünglich Schauspieler werden, aber „das hat sich dann so entwickelt“. In seiner Freizeit liest er, „ich habe keinen Fern-seher“. „An der Literatur finde ich die Unterschiedlichkeit von Menschen und ihrer Wahrnehmung, die Unterschiedlichkeit von Erlebnissen so unglaublich spannend“.

Einmal vorgesungen

Er hat für dieses erste Engagement nach seinem sechsjährigen Studium nicht an zig Bühnen vorgesungen, sondern wurde von Bremen aus gefragt. „Doch, vorgesungen habe ich noch in Kiel. Aber da geriet ich durch einen Übertragungsfehler der Agentur als Andrea Reblin zwischen lauter Soprane. Und einen Baß hatten sie schon.“ Ute Schalz-Laurenze