Bacardi-Pop

■ Heute im Modernes: Hübsches von „The Cardigans“ und „Magnapop“

Einer Band wie den „Cardigans“ wird es nicht leicht gemacht, ihre Eigenständigkeit zu beweisen. Weil kreischende Gitarren und stampfende Beats in ihrer Musik durch Abwesenheit glänzen, werden sie der Easy listening-Welle zugeordnet, und weil sie aus Schweden kommen, werden sie oft ungehört mit Abba, Roxette oder Ace of Base verglichen. Dabei hinken all diese Vergleiche gehörig. Überproduzierter und überladener Euro-Pop ist nicht das Ding der „Cardigans“, sondern federleichte 60ies-Pop-Harmonien mit dezent tanzbaren Rhythmen und zuckersüßem Fräuleingesang. Mit ironischem Augenzwinkern wird in diesem Stil schon mal Metal-Monster Ozzy Osbourne gecovert. Musik für die Bacardi-Insel, und trotzdem bleibt der gleichzeitig kompakte und luftige Stil der Band ein eigener und hat nicht viel gemein mit der Rundfunkorchester-Unverbindlichkeit von Easy listening.

Bereits im Mai hatte sich die Band mit den 60er-Jahre-Frisuren und den 70er-Jahre-Klamotten im „Modernes“ angekündigt, dann jedoch wieder abgesagt, weil vorher noch eine neue Platte aufgenommen werden wollte. Das haben „The Cardigans“ mit „First Band on the Moon“ inzwischen getan und geben sich darauf trotz des Titels ein wenig bodenständiger und erdiger als auf ihrem Debüt. Schade, denn ihr Sound wirkt dadurch ein wenig an den BritPop angebiedert. Etwas kräftiger haut die Vorband „Magnapop“ in die Saiten, ein komplettes Kontrastprogramm wird es aber wohl kaum werden. Das Quartett um Sängerin Linda Hopper mischt folkige Akustikmelodien mit kurz angeschlagenen Rock-Akkorden und hübschem Harmoniegesang in den Refrains zu kleinen Popkunstwerken. Zu den prominenten Verehrern der Band gehört R.E.M.-Mastermind Michael Stipe, der das erste Album produzierte. A. N.

Heute um 20 Uhr im Modernes