■ Filmstarts à la carte
: Ferien mit Alfred

Jetzt, da wir uns freudlos dem ewigen Eis nähern, kann der Besuch eines Films, der an wärmeres Wetter und südliche Gefilde erinnert, nicht schaden: Alfred Hitchcocks To Catch a Thief zeigt uns jene Postkarten-Riviera in Technicolor, die geradewegs vom Fremdenverkehrsverein gesponsert scheint und augenblicklich Ferienstimmung verbreitet. Doch natürlich hat die Idylle einen Schönheitsfleck: Gleich zu Beginn kreischt uns eine ältere Dame ihr Entsetzen über den Verlust ihres teuren Schmucks mitten ins Gesicht.

Der Polizei erscheint vor allem der ehemalige Fassadenkletterer Cary Grant verdächtig – doch wer, gewandet in einen lächerlichen Ringelpullover, seelenruhig die Rosen im Garten schneidet, der hat ja wohl ein ruhiges Gewissen. Und so entspinnt sich einmal mehr die alte Geschichte von einem zu Unrecht verfolgten Mann, der, um sich zu entlasten, den wahren Täter selbst ausfindig machen muß. Doch glücklicherweise läßt die Detektivarbeit über den Dächern von Nizza dem eleganten Grant noch genügend Zeit, ein wenig im blauen Mittelmeer zu plantschen und mit Grace Kelly, der eisigsten aller kühlen Blondinen Hitchcocks, zu flirten. So unnahbar wirkt sie, daß ihre Filmmutter einmal gegenüber Grant bemerkt: „Sie handeln mit Holz? Und da haben Sie sich noch nicht an meine Tochter herangemacht?“

Am Ende aber kriegt natürlich jeder, was er verdient: der falsche Dieb den echten Schurken, derselbige seine gerechte Strafe und Grant die Kelly. Doch Hitchcock fand den Schluß beinahe tragisch: Auch die Schwiegermutter wird mit den beiden leben.

17.–23. 10., Bali

Neulich, in meiner Lieblingsfernsehsendung, bekam ein kleines grünes Marsmännchen von Käpt'n Blaubär eine ganz andere Gegend zur Feriengestaltung anempfohlen: 100 Jahre Erholung an der Nordsee! Die Invaders from Mars, die im gleichnamigen Film auf der Erde landen, haben hingegen keine Urlaubspläne, sondern wieder einmal Sinisteres im Sinn. Der Regisseur dieser Science-fiction-Produktion, William Cameron Menzies, gehörte eigentlich eher zu den ganz großen Filmarchitekten – der erste, mit dem man seinerzeit den Begriff „Production Designer“ verband. Gemeinsam mit seinem Kameramann John Seitz, einem Meister der atmosphärischen Hell-Dunkel-Kontraste, gelang es ihm, aus den billigen Pappkulissen des B-Pictures einen stilisierten Alptraum zu zaubern.

Am interessantesten erscheint die erste Hälfte des Films, wenn die Invasion aus dem Blickwinkel eines kleinen Jungen gezeigt wird, dessen Eltern von den Aliens „übernommen“ werden und dem niemand Glauben schenken will. Zu guter Letzt räumt das Militär auf, und die Offiziere dürfen sich an der Betrachtung ihrer Gerätschaften erfreuen: „Ah, Panzer. Sie sind immer wieder ein imponierender Anblick für uns.“

20.–22. 10., Filmkunst 66

Daß Science-fiction nicht unbedingt mit fliegenden Untertassen zu tun haben muß, zeigt dagegen François Truffaut in Fahrenheit 451. Das futuristischste Detail in der Story um einen Feuerwehrmann, der in einem totalitären Staat gegen seinen Auftrag, Bücher zu verbrennen, rebelliert, ist eine Monorail-Bahn, die Truffaut auf einer Teststrecke in der Nähe von Orléans fand.

Alte Fabrik Lichtenberg

Lars Penning

„Über den Dächern von Nizza“,

„Invasion vom Mars“,

„Fahrenheit 451“, 23. 10.,