Frauenfeinde an der Börse

■ Eine Frau wird Firmenboß – da stürzte der Aktienkurs des Pearson-Konzerns

Dublin (taz) – Das hat man davon, wenn man eine Frau zum Boß macht: Kaum hatte die britische Pearson-Gruppe, zu der auch die Financial Times gehört, gestern früh Marjorie Scardino zur neuen Geschäftsführerin ernannt, fiel der Aktienpreis um 13,5 Pence. Insgesamt stürzte der Wert des Medienunternehmens damit um 75 Millionen Pfund (183 Millionen Mark) ab. Die Pressesprecherin von Pearson sagte gestern zur taz: „Das geht vorbei, der Aktienpreis erholt sich wieder.“ Am Nachmittag lag er noch elf Pence unter dem Vortagswert.

Marjorie Scardino, die ihr Amt zum Jahresende antritt, ist kein No-name. Sie ist Geschäftsführerin beim renommierten Economist, bei dem Pearson ebenfalls Anteile hat. Außerdem sitzt sie unter anderem im Vorstand der Buchladenkette W. H. Smith, bei Con Agra, beim Atlantic Council sowie im Wirtschaftsausschuß des Metropolitan Museum in New York. „Ich freue mich auf Pearson“, sagte sie gestern, „es ist eins der wenigen Unternehmen, die stark genug sind, die Möglichkeiten auf dem digitalen internationalen Markt voll auszunutzen.“

Pearson-Vorstandschef Michael Blakenham, der aus dem ehemaligen Gemischtwarenunternehmen – Keramik, Öl, Maschinenbau, Grundstücke und edle Weine – einen Mediengiganten gemacht hat, sagte: „Marjories Erfahrung wird für uns von großem Wert sein.“ Gleichzeitig gab er seinen Rücktritt im nächsten Jahr bekannt. Sein Nachfolger ist Dennis Stevenson, seit gestern stellvertretender Vorstandschef des Unternehmens. Zur Beruhigung der Spekulanten ist wenigstens er keine Frau. Ralf Sotscheck