Ein gute Welt aus reinem Wohlklang

■ Sonntag erzählt Eros Ramazotti nur von dem Schönsten

Die Mafia habe Deutschlands Pizzeria-Besitzer unter Druck gesetzt, so geht ein Branchenwitz: Der Genuß von Saltinbocca und Maccheroni dürfe nur noch in Verbindung mit der sentimentalen Pop-Rock-Musik des Mannes, der auf den Vornamen Eros hört, gestattet werden. Nahezu alle halten sich an die Abmachung. Und sie leben gut damit, denn Eros Ramazotti, dessen Blick auf Fotos stets in die Ferne schweift, als wolle er sagen: „Da, wo ich hingucke, da ist die Hoffnung“, verkörpert längst den größten gemeinsamen Nenner italophiler Urlaubsprojektionen: Nie zuvor, noch nicht einmal zu den glorreichen Zeiten des Adriano Celentano, hat ein Italiener so viele Alben in Deutschland verkauft.

Doch Eros Ramazotti auf Urlaubserinnerungen zu reduzieren, würde bedeuten, eine der durchdringendsten Stimmen des Kontinents zu verkennen. Denn wenn Eros zu singen anfängt, regieren la voce, la melodia, la musica.

„Musica é“, balzte Signore Amore schon 1988 auf seinem vierten Album: Musik ist. Die an und für sich berechtigte Frage nach dem „Musik ist was? Ein Weltwunder? Das fünfte Element?“ wird nirgendwo beantwortet. Erst das Jahr 1996 und somit das Erscheinen des siebenten Albums von Eros Ramazotti brachten Aufklärung: Das neue Album heißt Dove c'é musica, und das heißt auf deutsch: „Wo die Musik ist“. Und das Cover zeigt den Sänger auf dem Fahrrad, einen ausgetrockneten See durchmessend. Irgendetwas fehlt diesem See. Stimmt: Wasser! Vielleicht ist Musik auch Wasser, also Leben. Aber wo ist dann die Musik? In meinem Cappuccino?

„Die Liebe und die Musik sind eine universale Sprache. Jeder auf der Welt versteht es, wenn ich von Hoffnung und Vertrauen singe. Man muß nicht italienisch sprechen können, um mich zu verstehen.“ Aber Eros Ramazottis Messaggio geht noch weiter: Die Welt wäre besser, bestünde sie aus Wohlklang. Er selbst geht mit gutem Beispiel voran und zaubert aus jedem Griff in die Tasten der fett klingenden Synthesizer melodiöse Harmonie. Dissonanzen sucht man vergeblich, die Melodien schicken sich an, das Erbe Abbas anzutreten – mit mediterranem Einschlag natürlich, und ernster. Denn Liebe und Vertrauen sind nichts, mit dem man spielt. Und so handelt auch der große Hit „Piu bella cosa c'é“ von der schönen Frau. „Etwas schöneres gibt es nicht“, heißt es dort, „etwas schöneres als dich.“

Joan Baez hat Mitte der achtziger Jahre einmal auf die Frage nach ihrem Lieblingssänger überraschend „Julio Iglesias. Wegen seiner Stimme!“ geantwortet. Vielleicht wird Patti Smith demnächst etwas ähnliches über Eros Rama-zotti sagen? Max Dax So, 20 Uhr, Sporthalle