■ Die Pfanne ist rund
: Das Bundesliga-Verfassungsgericht

Ein besonderer Service der taz: Zu jedem Werder-Gegner liefern wir das passende Gericht. Unsere Autoren: Tim Kalbhenn kocht aufs Allerfeinste im „Filz“ in der Feldstraße, und Otmar Willi Weber moderiert aufs Allerfeinste bei Radio Bremen 2 und beim „Stadtschnack“ im Fernsehen.

Das Bundesliga-Verfassungsgericht tagt in Karlsruhe. Die Verfassung von Werder ist zuhause hui, auswärts pfui, während Karlsruhe international und bundesligamäßig ein Doppel-Hui vorweisen kann. Wir hoffen, daß nach dem Spiel die Karlsruher und nicht die Bremer Verfassungsbeschwerde einlegen müssen.

Nach zwei „westfälischen“ Eintopfwochen kann mal wieder echte Küche vorgestellt werden, zumal man im Badischen nicht nur gut kocht, sondern auch gut Fußball spielt.

Aus Platzgründen müssen wir leiderleider auf die „Kiki-Karotti-Suppe“ verzichten. Wird aber nachgeliefert. Kommen wir gleich zur Lammkeule: Lämmer soll man essen, bevor sie zu Schafen und damit dauerhafter Bestandteil der Schäfer-Truppe werden. Und würden Lämmer ihr Schweigen brechen, dann würden sie uns zurufen: „Kauft uns bei Tietjen, Berliner Freiheit in der Vahr!“ Da gibt es gute Qualität und guten Service, denn die Keule lassen wir uns dort auslösen und nehmen gleich noch einen halben Liter Lammfond mit. Zuhause die Keule gut salzen und Pfeffern. Pflanzenöl in den Bräter und die Keule von allen Seiten kross anbraten. Dann ein halbes Dutzend Knoblauchzehen, zwei Thymianzweige und zwei Rosmarinzweige zugeben und in den vorgeheizten Backofen schieben, bei 220 Grad 15 bis 20 Minuten garen lassen.

Während die Keule gart, Möhren, Sellerie, Lauch kleinschneiden und in Butter anrösten und nochmal sechs Knoblauchzehen und zwei drei Scheiben lngwerwurzel (für eine dezente Schärfe) zur Keule in den Bräter geben. Das fördert die geschmackliche Abrundung und schafft die Grundlage für ein feines Sößchen. Spätestens nach 20 Minuten die Keule aus dem Bräter holen, in Alufolie einpacken und zum Ausruhen an die Seite legen.

Den Bräter nun auf den Herd auf eine kräftige Flamme stellen, einen Eßlöffel Tomatenmark in die Bratenflüssigkeit einrühren, aufkochen lassen und ein großes Glas einfachen, kräftigen Rotwein sowie den Lammfond beigießen und bei kräftiger Hitze einkochen (reduzieren) lassen. Jetzt ist die richtige Zeit, noch zwei Lorbeerblätter und einen Teelöffel Wacholderbeeren beizugeben Wenn die Sauce auf die gewünschte Menge eingekocht ist, durch ein feines Sieb passieren, denn Knoblauch, Thymian, Rosmarin, Lorbeer und Wacholderbeeren haben nun ihre Schuldigkeit getan. Keule auswickeln, aufschneiden mit etwas Sauce übergießen und vor dem Schlemmern kurz bestaunen lassen.

Dazu passen „Kräuterknöpfle“, was nichts anderes ist als Spätzle (s. Rezept v. 24.8.) mit frischen Kräutern – Teig mit Petersilie, Schnittlauch und Basilikum angereichert. Perfekt wird es, wenn wir uns Speckböhnchen gönnen, aber mit Kräuterknöpfle ist es auch schon sehr, sehr lecker.

Zur Lammkeule gehört ein Rotwein, der nicht schlapp macht. Da bietet der Ratskeller die Literflasche „Nußdorfer Bischofskreuz“ vom Klasse-Winzer Lergenmüller für günstige 9,85 DM und wer noch gepflegter auf Werder anstoßen will, der öffnet einen Nußdorfer Herrenberg, Dornfelder Auslese, 1993 auch im Ratskeller für 23,80 DM erhältlich. Mit einem kräftigen 90er Gigondas von Guigal kann man nichts falsch machen. Ein Genuss für 19,80 DM, ebenfalls bei Gute Weine erhältlich.

Also hoffen wir, daß nur wir im Glas und nicht die Werderaner in Karlsruhe rot sehen!

Tim Kalbhenn

Otmar Willi Weber