Still kicking

■ Das Werk überdauert den Autoren immer

Der erste Verlag, der sein Romanmanuskript „Still kicking after all these years“ dankend, aber ablehnend zurückschickte, bemängelte die Überzeugungskraft seiner fiktiven Spielberichterstattungen. Der zweite monierte höflich, daß die entscheidenden Tore, die in der Handlung in regelmäßigen Abständen immer Sekunden vor Abpfiff fielen, eher in die Jugend-Comic-Kultur als in eine ernstzunehmende Literaturtradition einzuordnen seien. Beim dritten konnten weder der hölzern geschnitzte Manndecker noch der einäugige Torwart noch der kokainsüchtige Mittelstürmer überzeugen. So oder ähnlich urteilten noch acht Lektorate.

Endlich im Eigenverlag erschienen, Auflage 1.000, wurde das Buch weder für den Pulitzer- noch für den Booker-Prize, nominiert. Lediglich ein Gast-Mitglied in der Jury für den Bremer Literaturpreis – ein Herr Borowka – fand das Werk (Zitat) „ja gut, echt spannend, wie aus dem Leben gegriffen“.

Nach dem Selbstmord des verzweifelten Autors blieb der bankrotten Witwe, die auf 989 Exemplaren sitzengeblieben war, ein einziger, kleiner Trost: Die restlichen elf verkauften Exemplare erreichten nämlich noch in der laufenden Saison nach Verlängerung und Elfmeterschießen das Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger.

Ian Watson