„Es geht auch schneller als in der Politik“

■ 41 Schüler diskutieren auf europäischem Jugendtreffen über Umweltprobleme

„Das Wichtigste ist doch der Preis! Wenn die Leute auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen sollen, dann müssen diese billiger werden!“ Max Brodersen von der Willi-Graf-Oberschule in Steglitz stellt die Ergebnisse seiner zehnköpfigen Arbeitsgruppe dem Plenum vor. 41 SchülerInnen im Alter von 17 und 18 Jahren und neun LehrerInnen aus Großbritannien, Belgien, Schweden und Deutschland sitzen im Raum. Sie haben sich für eine Woche im Neuköllner Landschulheim am Wannsee einquartiert, um über Umweltprobleme zu diskutieren. „Zimmer- und Teamaufteilung wurden ausgelost, um eine internationale Mischung der Schüler zu erreichen“, erzählt Andrea Nadolny, Lehrerin an der Willi-Graf-Oberschule und inhaltliche Planerin des „European Youth Seminars“. Teil des Programms sind Vorträge von Fachleuten, ein Besuch bei der BUNDjugend und eine Exkursion zu einem Biobauernhof im Oderbruch. Die Kommunikationssprache ist Englisch.

„Die Schüler haben sich bereits im Vorfeld auf die Themen Energiepolitik, Abfall und Verkehr im eigenen Land vorbereitet“, erzählt Andrea Nadolny. Jens Staal aus Schweden stellt ein Konzept seines Heimatlandes zur Gewinnung von Energieressourcen vor: „Bei uns werden die Häuser mit Holz geheizt. Das ist umweltschonend. Bei dem Verbrauch von nur einem Prozent des Baumbestandes wird dieser auch nicht gefährdet.“ – „Und ihr seid so wenige, daß ein Prozent ausreicht?“ fragt ein belgischer Schüler und schon entbrennt eine heftige Diskussion über die Umsetzbarkeit in anderen Ländern.

„Für mich ist es ganz wichtig, mit Leuten der verschiedensten Nationalitäten über Umweltprobleme zu diskutieren“, sagt Katie Holgate. „Und ich bin überrascht, daß alle hier sehr flüssig Englisch sprechen.“ Kommunikationsprobleme scheint es nicht zu geben, doch besteht laut Andrea Nadolny teilweise „eine Diskrepanz der Vorschläge der Schüler zu ihrem eigenen Leben. Alle liebäugeln mit einem Auto, propagieren jedoch das Gegenteil.“

Organisiert wurde das Treffen von Eberhard Jahn, Leiter der Willi-Graf-Oberschule. Das Seminar fand bereits in den Jahren 1992 und 1993 statt. Dann fehlte das Geld. Das diesjährige Treffen wurde von der EU bezahlt. Für eine irische Schule kam die Zusage jedoch zu spät: „Erst zehn Tage vor Beginn des Seminars bekamen wir das O.k.“, bedauert Eberhard Jahn.

Aus der Diskussion der Umweltprobleme sollen konkrete Projekte an den Schulen zur Energieeinsparung und Müllvermeidung entstehen. „Es ist wichtig für die Schüler, daß bei dem Ganzen auch konkrete Aktionen herauskommen“, sagt Andrea Nadolny. „Die jungen Leute müssen ihre persönliche Befriedigung haben“, unterstützt sie Ted Kelly, Geschichtslehrer an der Tring School. „Sie müssen sehen, daß es auch schneller geht als in der Politik.“ Ute Sander