Leo Kirch geht stiften

■ Mit einer Stiftung will er sein Imperium zusammenhalten

Bis vor kurzem zählten ja vor allem die Makel des Magnaten: Sein Imperium könne außer ihm niemand überschauen, Kirch selbst sei krank mit einer Reihe bald womöglich widerstreitender Ziehsöhne und Geldgeber. Zukunft ungewiß. Vor einer Woche aber wurden erstmals Pläne für die Zukunft bekannt: Kirchs Unternehmen sollen demnächst in eine gemeinnützige Stiftung überführt werden.

Auf den Münchner Medientagen bestätigte ein bestens gelaunter Leo Kirch: „Eine Stiftung gewährleistet, daß das Unternehmen auch nach meinem Tod als ein Ganzes bestehen bleibt.“ Weiter zitierte das Wall Street Journal Kirch, er wolle zunächst die vollen Stimmrechte über die Stiftung behalten. Nichts von ungewisser Zukunft also, man hat bei Kirch einige Lektionen Öffentlichkeitsarbeit inzwischen gelernt.

Gleich wurde das Modell mit der Konstruktion von Kirchs viel größerem Konkurrenten Bertelsmann AG verglichen. Dabei sind unterschiedlichere Unternehmen kaum vorstellbar. Bertelsmann ist schon seit langem eine Aktiengesellschaft mit transparenter Struktur und breiter Verteilung unternehmerischer Macht. Das Stiftungsmodell der Gütersloher ist zudem in erster Linie ein Instrument zur Geldverteilung, auch an die Mitarbeiter, denen Unternehmenspatriarch Reinhard Mohn einst Teilhaberscheine ohne Stimmrecht überschrieb.

Leo Kirch dagegen wurde als Solitär groß. Weite Teile des Unternehmens kennt allein er, über Geldflüsse und Geldgeber kann nur spekuliert werden. Neben dem Schweizer Milliardär Otto Beisheim (Metro/Kaufhof-Konzern) nannte der Spiegel letzte Woche die Deutsche Genossenschaftsbank, die Berliner Bank, die Bayrische Vereinsbank, die Hypo- und die Commerzbank – die wohl in Kirchs Stiftungsbeirat Platz nehmen dürften. Während die übersoliden Bertelsmänner ihre Vorstände dreimal rechnen lassen, bevor sie (eigenes) Geld in die Hand nehmen, setzt Kirch bei seiner Poker-Wirtschaft außer den fremden Krediten permanent den ganzen Laden aufs Spiel: Ein Großteil seines Erfolgs verdankt sich dieser Vabanque-Ökonomie. Schwer vorstellbar, wie das mit einer Stiftungskonstruktion zusammengeht.

Während Kirch sein Unternehmen ordnet, wird auch unter seinen Ziehsöhnen die Macht neu verteilt: Eben stieg DSF-Chef Dieter Hahn in die Geschäftsführung auf, über DF1-Chef Gottfried Zmeck wird spekuliert, er könne an Gunst eingebüßt haben, die Taurus-Geschäftsführer Jan Mojto nach wie vor genießt. Fraglich ist, welche Rolle Pro7-Chef Georg Kofler noch spielen wird, der einstweilen offiziell abseits der Kirch- Gruppe angesiedelt ist. lm