Unterm Strich

Unterstützt Michael Jackson in seiner unendlichen Menschenliebe jetzt auch terroristische Vereinigungen? In Indien? Laut Aussagen eines Sprechers von Wizcraft, dem Organisator des Jackson-Konzerts im indischen Bombay, sollen die erwarteten Einnahmen an eine ultranationalistische Hindu-Organisation gehen. Die Spende wird Shiv Udyog Sena erhalten, eine Unterorganisation der fundamentalistischen Hindupartei Shiv Sena. Die Shiv Sena regiert in einer Koalitionsregierung den indischen Bundesstaat Maharashtra, dessen Hauptstadt Bombay ist. Sie wird beschuldigt, für die religiösen Ausschreitungen in Bombay verantwortlich zu sein, bei denen Ende 1992 und Anfang 1993 über 2.000 Menschen starben. Die Shiv Udyog Sena ist eine soziale Hilfsorganisation zur Unterstützung Arbeitsloser der Shiv Sena.

Der Deutsche Rock- und Popmusikerverband hat eine Änderung der Tantiemenberechnung bei Unterhaltungsmusik und Klassik gefordert. Zum Ende seines fünftägigen Kongresses in Lüneburg erklärte der Verband am Sonntag, das Verteilungsschema der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema) mit der Trennung zwischen U- und E-Musik benachteilige die Rock- und Popmusiker. So erhielten im Rundfunk abgespielte klassische Tonträger bewußt mehr Bewertungspunkte und somit Tantiemen. Vertreter der Gema wollen die Regelung jetzt überprüfen.

Der Joseph-Roth-Preis, die bedeutende österreichische Literatur-Auszeichnung, ist am Sonntag in Klagenfurt dem in Hamburg lebenden Zeit-Redakteur Kuno Kruse verliehen worden. Der 42jährige Kruse wurde mit dem Preis in Höhe von 150.000 Schilling (21.400 DM) für eine Recherche zum Völkermord in Bosnien („Das Land, in dem die Gräber reden“) bedacht. Die Jury hatte laut Begründung vor allem die Zurücknahme des Schreibers und die Eindringlichkeit der Berichterstattung beeindruckt. Den Preis des Landes Kärnten (100.000 Schilling, 14.200 DM) erhielt der aus Heidelberg stammende Philosoph Dieter Thoma, der Preis der Kärntner Industrie (70.000 Schilling, 10.000 DM) ging an die gebürtige Italienerin Carmen Butta. Auf Grund der hervorragenden Texte – darunter auch die Kritik unseres Literatur-Redakteurs Jörg Lau an der Dutschke-Biographie (taz vom 21. 9.) – waren für jeden der drei Preise je zwei Durchgänge und Stichwahlen nötig gewesen. Kuno Kruse hat ein Studium der Germanistik und der Romanistik in Berlin und Nantes absolviert. Anschließend arbeitete er bei der französischen Libération und leitet seit sechs Jahren das Ressort „Dossier“ bei der Zeit. Außerdem zählt er zu den Mitbegründern dieser Zeitung, genau, der taz. Nach der Preisverleihung gestand Kruse: „Irgendwie schäme ich mich und habe große Demut verspürt, als ich Texte las und hörte, die ich selbst nie schreiben hätte können.“